Kurgäste berichten
und
Berichte über Kurgäste
Vorab:
Die einen sagen, der Beginn als Kur- oder Badeort ist in 1864 zu sehen - die anderen meinen, den Beginn in 1874 zu sehen. Wieder andere nehmen die Namensänderung 1905 zum Anlaß - aber der Reihe nach:
Der Stadtarchivar Günter König spricht von:
1864 ff
Vom kleinen Badehaus zum heutigen Kurmittelzentrum in Bad Sachsa
Kurzgefaßte Geschichte dieser Einrichtung von 1864 bis 1982
Der "Heilgehilfe" Carl Degenhardt
Der Sitz des Herrn Degenhardt war 1864 in der Marktstraße 49
Carl Degenhardt (sic!)
"Bad Sachsa. Am Sonnabend, dem 10. Juni, wurde hier ein Sachsaer Bürger beerdigt, dessen Name über Deutschlands Grenzen bekannt ist, welcher trotz seiner Schlicht- und Einfachheit mehr geleistet hat für Sachsa, als mancher ahnt. Um ein Bild dieses einfachen Mannes, des Heilgehilfen Carl Degenhardt, zu zeichnen, müssen wir lange Zeit zurückgreifen. Ehe Sachsa als Kurort bekannt wurde, arbeitete er schon dahin, fremde Gäste herbei zu führen. Ihm zur Seite ging, von der freundlichen Lage Sachsas beeinflußt, Herrn Professor Schenck, s.Z. in Edinburgh, welcher in Zeitungen und Broschüren unsern Ort rühmte und selbst eine Gesellschaft junger Engländer mit hierher brachte, und noch heute ist unsere geehrte Mitbürgerin, Frau Schenck, der Mittelpunkt vieler unseren Ort besuchender Engländer. Schon im Jahre 1864 beschäftigte sich Herr Degenhardt mit der Aufnahme von Kranken, welche ihm von ärztlicher Seite, u.a. von Herrn Sanitätsrat Dr. med. Bötticher in Nordhausen, der D. veranlaßt hatte, Heilgehilfe zu werden, zugewiesen wurden. Bötticher in Nordhausen war der Sohn von Dr. med. Bötticher, der noch in den 60er Jahren Arzt und Stadtverordneter in Sachsa war. Im Jahre 1873 erschien von ihm in dem "Nordhäuser Courier" die erste Anzeige, welche Sachsa als Sommeraufenthalt empfielt, und ein Jahr später baute Herr Gelpke sen. die erste Privatbadeanstalt, welche der Verstorbene für seine Kranken benutzen konnte. Viele unserer Mitbürger gedenken wohl noch der früheren Zeit, als sie Herrn Degenhardt bei Unglücksfällen und sonstigen kleinen Leiden holten. Jederzeit war er hilfsbereit, ob früh oder spät. jedem wußte er Rat und Trost, ohne daß seine Mitbürger in die Tasche zu greifen brauchten; er ließ sich keine Mühe verdrießen und seine Arbeit nicht vergelten. Er war ein Mitbürger im wahren Sinne des Wortes. Möge ihm die Bürgerschaft ein treues Andenken bewahren!"
(Ludwig Kamphenkel, Zeitung für den Harz, 10. Juni 1899)
Zwei Jahre zuvor schreibt Herr Degenhardt von sich selbst:
"Ich bin seit 1864 Heilgehülfe, bis dahin kleiner Oeconom und ging auf Veranlassung des Herrn Sanitätsrat Dr. med. Bötticher und unseres früheren Bürgermeisters (Herr Scheidel) nach Göttingen und wurde dann in Erfurt als Heilgehilfe geprüft,
habe mancherlei Kranke behandeln müssen, welche als unheilbar erklärt waren.
Jetzt habe ich in schönster Lage am Walde ein Haus
(das heutige "Haus Bergsegen" am Schmelzteich)
und ist im Sommer Alles besetzt und haben die Gesunden die Kranken verdrängt."
"Carl Degenhardt in Sachsa"
(30.04.1873 + 07.05.1873, Leipziger Tageblatt)
Der Heimatforscher Otto Löhnis spricht von:
1874 - 1934
Sachsa als Badeort.
...Als das Geburtsjahr des "Bades und Luftkurortes Sachsa" ist also das Jahr 1874 anzunehmen.
Mit dem Bau einer "Badeanstalt" beschäftigte sich die (damalige) Stadtverordneten-Versammlung schon seit dem 8.8.1872...Dieser Bau war dem Dr. Schoetensack zu verdanken, der am 10.01.1878 zum "Vorsteher der Stadtverordneten-Versammlung" (heute etwa Bürgermeister!) gewählt worden war und der von ihm gegründeten "Sachsaer Badegesellschaft", der Gesellschaft, die im heutigen [1982] "Kur- und Verkehrsverein e.V., Bad Sachsa" fortlebt [1978 konnte das 100jährige Jubiläum begangen werden].
Diese Gesellschaft beantragte, "daß ihr ein Bauplatz im Ostertal gelegen und etwa 1/2 Morgen groß, gegen ein Kaufgeld von 60 Mark abgetreten würde". Dieses wurde unter der Bedingung des "unbedingten Vorkaufsrechtes bei Weiterverkauf" genehmigt. Für den Bau dieses Badehauses wurden von der Stadt 3000 Mark bewilligt.
"Verhandelt Sachsa, dem 20. März 1874.
Gegenwärtig waren: Preßler, Picht, Schötensack, Heise, Köhler, Liebetrut, Hilpert, Mollwitz vom Magistrat Beigeordneter Stecher.
Dem Comite zum Zwecke der Herrichtung eines Bades wurde eine Beihilfe zur Deckung der Inserationskosten bis zu 25 Mk. aus der Kämmereikasse bewilligt".
__________
Weiter heißt es in diesem Artikel in den Bad Sachsaer Nachrichten:
"Verhandelt Sachsa, den 10. April 1873.
Der derzeitige Bürgermeister war Scheidel.
Gegenwärtig waren die Stadtverordneten.
Mollwitz, Picht, Preßler, Lemmer, Hilpert, Engel, Seidenstücker, Köhler, Heise.
Nachdem auf Anregung des Magistrats hierselbst eine Badeanstalt arangiert werden sollte und dieselbe von der Stadt-Verordn.-Versammlung beschlossen und auch dieselbe von der Einwohnerschaft freudig begrüßt worden, auch die gehörigen Miether für zu besuchende Badegäste durch ein zu ernenndes Comite beschaffen werden können, auch die Witterung s. Zt. derselben günstig genug gewesen, ersucht die Versammlung über die Versäumnisse derselben der Stadtv.-Versammlung sich zu äußern.
Zur Uebernahme der Besichtigung mehrer benachbarter Bäder möge der Magistrat sich einige Personen aus der Stadtv.-Versammlung auf eigene Kosten durch Beschluß auswählen.
Die Anlage ist aber so bald wie möglich auszufertigen, damit dieselbe noch in diesem Jahre zur Benutzung gelange."
__________
(in: 05.07.1934, Bad Sachsaer Nachrichten)
BITTE HELFEN SIE UNS:
Diese Insertationen von 1874 würden wir hier gern zeigen...
spätestens:
1878
Welch` ein Geniestreich!
Bad "Sachsa"
(Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 15.5.1878,
© SLUB Dresden / Digitale Sammlungen, Oktober 2024)
Spätestens 1878 wußten die damaligen Ratsherren genau,
in welche Richtung sich dieses Sachsa entwickeln sollte;
die Gründung der "Badeverwaltung" - und damit einhergehend -wird die Werbung umgestellt:
statt "Sachsa" nun Bad "Sachsa"
und ab spätestens 1882 "Bad Sachsa"!
Es war Dr. med. Schoetensack, dem es 1878 gelungen war, eine
"Sachsaer Badegesellschaft"
zusammenzubringen; noch im selben Jahr wurde durch sie das erste kleine Badehaus erbaut, zwei Badezellen waren nun vorhanden, die mit im Waschkessel aufgeheiztem Wasser befüllt wurden.
(vgl. Dietze: "75 Jahre Kurort. 1939)
Das erste Badehaus
1878-1890
(1881, CDV. Slg. R. Boehm)
Kurgast aus Bad Sachsa auf eigene Gefahr in der Einhornhöhle
(02.08.1881, Bonner Zeitung)
ab 20. März 2024 geöffnet Mi.-So. 11:00 -16:00
1882
(25.5.1882, Kölnische Zeitung)
Betreff: "Sachsaer Badegesellschaft"
"Es war jedenfalls eine mehr als einfache und unzweckmäßige Einrichtung, so daß die "Sachsaer Badegesellschaft" 1889 ihre Auflösung beantragte" und die Stadt die hiesige Badeanstalt übernahm.
Vermutlich war der Wunsch nach einem größeren Badehaus die Begründung.
"Im Jahre 1890 begann der Neubau des in Renaissance=Stil errichteten Badehauses. Die Maurerarbeiten führte der heute [1939] noch lebende Baumeister Friedrich Kälz, die Zimmerarbeiten Zimmermeister August Heise aus.
(vgl. Dietze: "75 Jahre Kurort. 1939)
In 1890 fertiggestellt, enthielt dieses nun schon 14 Badezellen und im Obergeschoß ein Gästeheim.
1903 erhielt es (gleichzeitig mit dem "alten Rathaus/Marktstraße und dem Bahnhofs-Restaurant) eine elektrische Lichtanlage.
Richtfest 1890
(1890, Kopie. Nachlaß Günter König)
1894
(1894, CDV. Slg. Kerstin Spieß-Lauenstein/Dieter Lauenstein)
1894
"Frau Maria Hippmann, Pächterin der städtischen Badeanstalt" [gemeint ist unser Badehaus](1894, CDV. Slg. Kerstin Spieß-Lauenstein/Dieter Lauenstein)
1905
Offiziell wird aus "SACHSA" erst 1905: "BAD SACHSA"
Das neue Kurzentrum umfaßt das "Haus des Gastes" und das "Kurmittelhaus" nun in 1982 in einer Einheit.
(26.02.1982, Bad Sachsaer aktuelles Echo)
Aufstieg und Fall der Stadt Sachsa, Teil II:
Vom mondänen Kurort zur
klammen Gemeinde...
Die Gesundheitsgesetzgebung mit dem
Haushaltsbegleitgesetz 1983
(Einführung der Zuzahlung zur Kur: 10 DM/Tag), dem
Gesundheitsstrukturgesetz 1997
(Budgetierung der Kassenausgaben)
sowie dem
Beitragsentlastungsgesetz 1997
(Verkürzung der Kur von 4 auf 3 Wochen, Verdoppelung der Zuzahlung von 12 auf 25 DM/Westdeutschland sowe 9 auf 20 DM/"Neue Länder"), veranlaßten diverse Träger von Kurheimen, diese zu schließen und zu verkaufen.
Bad Sachsa verlor in den 1990er Jahren mehr als 10 große Häuser
mit jeweils ca. 50 Arbeitskräften (mit Familien ein Aderlaß von rund 1.000 Menschen bei einer Bevölkerung von 9.000 Einwohnern!)
Dieser Verlust an Kaufkraft konnte durch die Umstellung der hiesigen Gastgeber und städtischen Bereiche vom Kur- auf den neuzeitlichen Gast noch nicht vollständig kompensiert werden.
Die folgende Aufstellung über die Kurtaxe-Einnahmen des Jahres 1963 ff mag verdeutlichen, welches Gewicht der Kurbetrieb in unserer Stadt spielte (insbesondere, wenn man bedenkt, daß es aus Infrastrukturgründen und mangels Bodenschätzen keine industrielle Fertigung gab, gibt und geben kann/wird!). Allein die Kinderheime haben damals einen Beitrag von 6.500 DM an Kurtaxe in die Stadtkasse gespühlt; und deren tatsächliche Bedeutung der AOK-Klinik wie auch des Reichsbundheimes mit zusammen rund 50.000 DM wird deutlich: sie haben 18 % der Gesamteinnahmen ausgemacht. Auch die Privatkurgäste, zum einen tatsächliche Kurgäste, welche die ambulante Badekur vor Ort in Anspruch genommen haben, zum anderen die Besucher der Kurgäste (deren Kinder, Eltern, Ehepartner) haben mit 120.000 DM den Löwenanteil beigetragen und den vielen kleinen Privatvermietern ein Zubrot gebracht wie auch Existenzen ermöglicht. Viele der bereits in die Jahre gekommenen großen Villen hatten einen Nutzen und konnten wieder hergerichtet werden.
Kurtaxe-Einnahmen 1963
Heime, Sanatorien, LVA Hannover, Versorgungamt Hannover, Reisebüros, Kinderheime
Einrichtungen
AOK Hildesheim
Reichsbundheim
Volkswagenwerk A: Katzenstein
Volkswagenwerk B: Seeblick
Reisebüros: allgemein:
Reisebüros: Wolters, Bremen
Kronbergs Sanatorium
LVA Hannover, Haus Frohsinn
LVA Hannover, Haus Dorothee
AWO, Haus Westfalen
Kinderheim Bergfrieden
Kinderheim Borntal
Kinderheim Warteberg
Kinderheim Konsul Albert-Heim
Kinderheim Krüsmann
Kinderheim Kern
Kinderheim Lüding
BHW, Haus Bismarck
Haus Bergsegen
Sozialwerk, Haus Ursula
Hirnverletzten-Kurheim
Bundesbahn-Kurheim
Ev. Schwesternschaft, Hoheneck
Borntal (Erwachsene)
Komba, Berghaus Eulingswiese
Verschiedenes
_________________________________
Summe
plus Privatkurgäste (Barzahler)
_________________________________
Gesamt-Summe 1963
Gesamt-Summe 1962
Gesamt-Summe 1961
in DM
33.300
16.900
8.600
7.500
14.500
750
15.000
8.700
4.300
8.900
1.900
1.600
1.300
650
500
400
200
5.900
4.800
4.500
4.400
3.000
2.600
2.400
2.200
400
165.000
120.000
285.000
283.000
280.000
Adresse
Pfaffenberg 18
Am Kurpark 1-3
Katzenstein
Bismarckstr. 25
Eulingswiese 2
Brandstr. 4
Parkstr. 1
Waldsaumweg 20
Steinaer Str. 24
Borntal 1-7
Steinaer Str. 30
Gartenstr. 2
Steinaer Str. 13
Walkenrieder Str. 1
Bahnhofstr. 54
Bismarckstr. 18
Am Kurpark 4
Moltkestr. 10
Moltkestr. 4
Otto Kaiser-Weg 3
Pfaffenberg 3
Borntal 1-7
Eulingswiese 1
Nutzung Heute (2021)
Leerstand (AOK, Paracelsus).
Göbel`s Vital-Hotel.
Eigentum-Wohnanlage.
Leerstand; in Teilen selbstgenutzt
Harz-Weser-Werkstätten.
Leerstand (Breslauer Hof).
abgerissen, Wohnanlage.
Leerstand; in Teilen selbstgenutzt
Leerstand (Dr. Wilhelm).
Leerstand (Campingplatz).
Mietwohnungen.
Seniorenheim.
Private Nutzung.
abgerissen, EFH (wohl seit 1976).
Private Nutzung.
Leerstand (Option Hotel).
Leerstand (private Renovierung).
Pensionsbetrieb.
Privat, Nebenerwerb Pension.
Seniorenheim.
Privat, Nebenerwerb Ferienwhg.
Leerstand (Campingplatz).
Leerstand, privat gering genutzt.
Satzung über die Erhebung eines Kurbeitrages in der Stadt Bad Sachsa, 15.03.1973
Häuser erzählen Geschichte(n)
Bad Sachsa verfügt mit seiner Jugendstil- und Gründerzeit-Villen-Bebauung über eine für den Harz untypische Architektur. Noch 1870 war Sachsa ein Ort wie viele andere im Südharz, mit hervorragender Luft, malerisch gelegen – schön, aber nichts Besonderes. Durch verschiedene Umstände gelang es Sachsa, sich innerhalb weniger Jahre zu Bad Sachsa zu mausern und zu einem regelrecht mondänen Kurort zu werden, der zahlreiche wohlhabende und einflussreiche Persönlichkeiten anzog, die sich dort – um der kohlehaltigen Luft aus den Großstädten zu entfliehen – luxuriöse Sommerfrischen bauten.
Heilklima-Wanderung
Ankündigung für den 17.05.2023
Bürgermeister Daniel Quade
(auf Facebook 16.11.2023)
Die Stadt Bad Sachsa ist erneut „Top-Kurort des Jahres“
Das renommierte Ratgebermagazin FOCUS-GESUNDHEIT hat uns, das zweite Jahr in Folge, als „Top-Kurort des Jahres“ ausgezeichnet.
Dieses Mal für das Jahr 2024 .
Gerade im Bereich der „Infrastruktur“ erhielten wir die Bewertung „sehr gut“. In den Bereichen „kurortypischen Angebots“ und „medizinisches Angebot“ gab es ein „gut“.
Besonders positiv ist die Beurteilung des „sehr reichhaltigen Kulturangebotes“
Wir sind laut FOCUS weiterhin der beste Kurort im Landkreis und im Harz (in der Kategorie: Kurorte und Heilbäder)
Die Bewertung erfolgte in vier Stufen:
1. Befragung der Gemeinde
2. Recherche durch die Redakteure in öffentlichen Quellen
3. Scoring
4. Überprüfung der Datenqualität
Bis 30.11.2024 dürfen wir das neue Siegel führen und sind sehr stolz darauf
Ihr & Euer Daniel Quade
Bürgermeister Daniel Quade
(auf Facebook 20.02.2024)
Auch in 2023 Übernachtungsrekord in Bad Sachsa
Weitere gute Nachrichten für uns:
2023 konnten wir unseren Übernachtungsrekord aus dem bisherigen Rekord-Jahr 2022 übertreffen (rund 311.500 Übernachtungen)
Die endgültigen Zahlen werden zurzeit ermittelt, es erreichen uns noch täglich Meldungen. Aber wir liegen bereits jetzt - mit rund 316.400 Übernachtungen - über den Werten aus dem Jahr 2022.
Schön, dass nicht nur die Experten von FOCUS-Gesundheit erneut die Qualität unserer Stadt bescheinigt haben, sondern vor allem unsere Besucherzahlen wieder einmal für die Attraktivität und Gastfreundlichkeit unserer Stadt sprechen.
Dafür ein großes Dankeschön an Sie alle.
Ein besonderer Dank gilt unserem gesamten Team der Tourist-Info Bad Sachsa und auch unseren städtischen Gesellschaften, ohne deren Einsatz solche Leistungen nicht möglich wären
Die Gäste, die uns besuchen, fühlen sich bei uns wohl, weil sie stets herzlich willkommen geheißen werden
Ihr & Euer Daniel Quade
Entwicklung der Gästezahlen
in Bad Sachsa von
1880 - 2018
(12.02.2019, Graph: Ralph Boehm)
Den Post des BGM Daniel Quade vom 20.02.2024 ergänzte Ralph Boehm am 25.02.2024 mit dem hierüber stehenden Graph sowie dem folgenden Text:
Gästezahlen Bad Sachsa 1880-2018.
Habe ich mal für mich in 2019 angefertigt. Im Grundsatz drückt der Graph aus, dass die "ANKÜNFTE" seit beginn kontinuierlich in Bad Sachsa gestiegen sind - außer in den Kriegszeiten - und außer in den 1977ff des durch die Kostendämpfungsgesetze veranlaßten Kliniksterbens: vereinfacht ausgedrückt hat Bad Sachsa in diesen Zeiten ca. 10 Kliniken verloren - und somit ca. 350 bis 500 Arbeitsplätze in einer Spanne von 10 Jahren verloren - und somit auch einen erheblichen Einwohnerschwund zu verzeichnen gehabt. Dieser Aderlaß/Trend, durch bundespolitische Gesetze verursacht, konnte vorort erst durch insbesondere die Stadtsanierungsmaßnahmen aufgefangen und erfolgreich gedreht werden. So haben sich die "ANKÜNFTE" seit Ende der 1990er Jahre nahezu verdoppelt!!!
Neben der damaligen örtlichen Politik hat sich hier vor allem auch die Einführung der Sterne-Klassifizierung durch die DEHOGA ausgewirkt, welche zu einer deutlichen Verbesserung der Hotels und (später) Ferienwohnungen führte. - Bei den "ÜBERNACHTUNGEN" sieht es deutlich extremer aus! Die höchsten Zahlen sind mit dem Kurbetrieb auf über 650.000 in den 1970er Jahren gestiegen (überliefert ca. 680.000) - danach erfolgte der Einbruch durch die oben erwähnten Kostendämpfungsgesetzte in 1977 und 1982 auf rund 220.000 (überliefert sogar nur 180.000)!!! der nur sehr kurz durch die Grenzöffnung aufgehalten wurde. Erst durch die Auslagerung der städtischen Werbung etc. mit der Hereinnahme der GLC, Auslagerung der Salztal-Ferienhaus-Siedlung an Landal, stärkere Kontrollen bei den Anbietern und die Aktivitäten des Geschäftsführers der städtischen Gesellschaften M. Völz konnte sich der Trend seit 2010 bei den ANKÜNFTEN von ca. 49.200 auf fast 78.000 steigern lassen und die ÜBERNACHTUNGEN in dieser Zeit von rund 220.000 auf über 300.000 gewonnen werden - jeweils eine Steigerung von annähernd 50 PROZENT in der Zeit von 2010 bis 2018!
"Man sollte sich auch mit der Geschichte beschäftigen. Dann wüsste man das bereits 1600 /1700 die heilende Wirkung unseres Wässerchens erwähnt wurde (wahrscheinlich schon früher bekannt war) und damit der Grundstein für das Bad gelegt wurde. Erst 1905 Sachsa als zusatz bekommen hat. Mit dem Hintergrund : Heilbad. Lg" xxxxxxx xxxxxx
auf Facebook am 17.11.2023)
Persönliche Stellungnahme durch Ralph Boehm am selben Tag auf Facebook
(geringfügig später ergänzt):
Sehr geehrter Herr xxxxxxxxxxxx!
Ihre Auslassungen sind einfach nur Quatsch (und ich drücke mich noch milde aus!).
1) "Sachsa" darf sich seit 1905 "Bad Sachsa" nennen - es ist Teil des Namens! Die genaue Ursache ist NICHT BEKANNT! (Vermutungen spekulieren über einen Einfluß des Generalpostdirektor des Deutschen Reichs Ernst Heinrich Wilhelm von Stephan, der auf dem Ravensberg häufiger zu Gast war über die Absicht des Herrn Deibel, den Deutschen Kaiser nach Sachsa zur Hochzeit seiner Tochter Nora einzuladen - und der Kaiser reiste offiziell gern in "Bäder" (z.B. Bad Ischl). Wie auch immer, den Bad Sachsaer Nachrichten vom 12. September 1905 kann man entnehmen "Sachsa ist in Bad Sachsa umgetauft worden. Der hiesige Magistrat hatte sich infolge Drängens des hiesigen Postamtes und der Eisenbahnverwaltung veranlaßt gefühlt, bei der zuständigen Behörde den Antrag zu stellen, daß Sachsa offiziell den Namen BAD SACHSA erhält. Daraufhin scheinen die Behörden eingegangen zu sein; denn das hiesige Postamt erhielt heute von der Oberpostdirektion die Mitteilung, daß Sachsa durch ergangene Verfügung den Namen "Bad Sachsa" erhalten habe.
[bitte weiterlesen bei Dietze, 75 Jahre Kurort, S. 19].
[spätere persönliche Anmerkung: Auch wenn das Prädikat "Heilklimatischer Kurort" wegfallen sollte, trägt unsere Stadt also weiterhin den Nahmen "BAD SACHSA"].
2) Von "Heilenden Wässern" ist in Bad Sachsa, bis auf eine Ausnahme, in den vergangenen 1000 Jahren nichts bekannt! Und die eine Ausnahme ist um 1970, denn dort ist bei der Suche und den damit verbundenen Probebohrungen medizinisch interessantes Wasser in der Nähe des Bahnhofes auf dem sogenannten "Ochsenplan" nachgewiesen worden. Da der Ochsenplan aber über lange Zeit als Müllkippe gebraucht und mißbraucht wurde, haben die Verantwortlichen auf eine weitere Nutzung sinnvoller Weise verzichtet. Darüber hinaus konnte für z.B. das Wasser der Reinhardtsquelle im Kuckantal, das Wasser ist wunderbar - Aquarianer und Teetrinker schwören darauf - keine medizinische Wirkung nachgewiesen werden.
3) waren der "Heilgehülfe" Carl Degenhard und der Sanitätsrat Dr. med Bötticher entscheidend daran beteiligt an der Gründung des heilklimatischen Kurorts Bad Sachsa. Degenhard beherbergte die ersten Kurgäste 1864 im Haus der Marktstr. 49.
("A bis Z", Bad Sachsa Nachrichten 15.05.1971 u.a., Dietze a.a.O).
4) Unser besonderes Klima hat mit seiner besonderen Lage am Rande der Berge -gleichzeitig geschützt durch den hohen Ravensberg- zu tun; aus diesem Grunde, so hat es die Bioklimatische Forschungsstelle Braunlage zusammengefasst, liegen die klimatischen Vorzüge in
a) der langen Sonnenscheindauer, die sich auf den Herbst erstreckt,
b) Luftreinheit infolge der Filterwirkung ausgedehnter Wälder,
c) Milderung von Kälteeinbrüchen durch das Gebirge und
d) das es keine Lärmbeästigung hier gibt, weil ohne Durchgangsverkehr.
Auf dieser Basis hat der Landesfremdenverkehrsverband Harz e.V., Braunschweig, den 19. August 1939, die "Anerkennung der Bezeichnung HEILKLIMATISCHER KURORT" durch den Staatssekretär Esser uns zuerkannt (StABS XV.a.55).
Das Prädikat "Heilklimatischer Kurort" wird in neuerer Zeit i.d.R. alle 10 Jahre auf den Prüfstand gestellt und wurde zuletzt in diesem Jahr wieder bestätigt (HK 26. Mai 2023).
Harz Kurier, 26. Mai 2023
(Foto: Karlfriedrich Georg, ca. 1980, evtl. für die Bad Sachsaer Nachrichten)
Die erneute Prädikatisierung war tatsächlich einmal in Gefahr, nämlich 1989 ff aufgrund der sich damals verschlechterten Luft, die, so haben es damals Gutachten ergeben, an dem sogenannten "Parkplatzsuchverkehr" in der Marktstraße und seinen Nebenstraßen in unserer Stadt gelegen haben.
(Daß die Luftmessungen VOR Grenzöffnung stattfanden, wollten Teile des Stadtrates später nicht wahrhaben und schoben die dreckige Luft auf die NACH Grenzöffnung nach Bad Sachsa "einfallenden Trabbis". Dieses "Problem" mit den 2-Taktern löste sich innerhalb kurzer Zeit von selbst und somit löste sich für diese Ratsmitglieder auch das Verkehrs- bzw. Luftproblem).
Die anderen Teile des Rates gingen das Problem, gegen starke Widerstände aus Politik und Wirtschaft, jedoch gezielt und schließlich erfolgreich an durch:
a) Schaffung von mehr Parkplätzen, als bis dato vorhanden in
b) unmittelbarer Entfernung der Marktstraße in
c) konzentrierter Form.
Diese Gelbe Karte bzgl. einer möglichen Versagung der Prädikatisierung sollte gerade heute den Enstscheidungsträgern bei baulichen Veränderungen eine Mahnung sein; ich denke an große Hotelprojekte in Tallage (angedachte Überbauung großer Teil des Pferdeteiches, seines Dammes und des Reinhardtsweges) einhergehend mit einem Parkhaus (auf 200 Parkplätze ausgelegt) sowie eines Hotels im Stadtkern (mit 40 Zimmern für 80 Gäste bei 9 Parkplätzen zwischen Hindenburg- und Schützenstraße) und auch den Bau von Großkindergärten im Zentrum (mit über 100 zusätzlichen An- wie auch Abfahrten bei einem bereits bestehenden Kindergarten!).
Wenn schon kein Verzicht auf diese Baumaßnahmen angedacht werden sollte (zumindest Verlegung an andere Stellen der Stadt Bad Sachsa wäre sinnvoll), dann sind zumindest Ausgleichsmaßnahmen inbezug auf Bepflanzung, Wasserregulierung, Verkehrssteuerung etc. zwingend, will man das einzige Standbein, die gute Luft und den dadurch funktionierenden Tourismus, aufrechterhalten!
Manfred Götzke stellte im Deutschlandfung am 15. Juli 2023 die Frage:
"Flut im Ahrtal: Lernen wir aus Katastrophen ? ... Katastrophen wie im Ahrtal werden sich durch den Klimawandel verstärken".
Unsere Partnerstadt Castelnau de Medoc hat 2020 Erfahrungen mit Regenwasser machen müssen!
(3 Fotos: Jean Bottaro, 11. Mai 2020)