Am KURPARK

Hotel Schützenhaus

Am Kurpark 1-3

"Eine besondere Bedeutung für das gesellige Leben des Kurortes hatte von jeher das heutige "Schützenhaus. Die ersten Anfänge des Hotels liegen weit zurück. Bereits im 17. Jahrhundert bestand das Schützenhaus als Gaststätte, dann wurde es Försterwohnung. Im Jahre 1842 erhielt der damalige Förster die Erlaubnis, unter den noch heute vor dem Haus stehenden Linden einen Ausschank einzurichten. Der Aufstieg des Hauses von einer einfachen Waldschänke zu dem heutige modernen Hotel beginnt um das Jahr 1870..."
(Richard Hallbauer, Bd. III, S. 140 ff)

"Schützenhaus 1860"
Diese Federzeichnung stammt von "WF"
Die Signatur stammt von Walter Frind jun., der diese Zeichnung
- wohl nach einer alten Vorlage - um 1910 fertigte
(Slg. des "Wintersport-+Heimatmuseum Bad Sachsa")

Die Frontansicht

Sehr frühe Carte de visite (Vorlagenkarton)
(1878, CDV: EBAY 03.09.2023)

(AK: Slg. M. Wedler)

An der Stelle des heutigen „Göbel‘s Vital Hotel Bad Sachsa“ stand seit 1732 das Sachsaer Forsthaus. Es wurde 1825 erneuert, dabei vergrößert und nahm zugleich das „Schützenhaus“ auf. Ab 1842 durfte der Stadtförster am Haus „unter den Linden“ einen Bierausschank betreiben. Geschossen wurde durch den heutigen Kurpark auf Scheiben, die man am Damm des Schmelzteiches aufstellte. 1889 wurde das Schießen wegen Lärmbelästigung in das Ostertal verlegt. 

Vom Forsthaus zum 4*plus-Hotel

Das „Göbel‘s Vital-Hotel“ in der Hindenburgstraße (Am Kurpark 1) hat eine interessante Geschichte. 

1865 wurde das Gebäude von August Frind übernommen, der es zu einem kleinen Hotel ausbaute. Sein Sohn August Frind junior nahm 1888 (Saal), 1893 (Parkhaus) und 1898 (Lindenhaus) nach Plänen des Nordhäuser Architekten Habermann Erweiterungen vor. 

Der Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg war mühsam, weswegen bereits 1948 das Linden- und Parkhaus an den „Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen e.V.“ (heute Sozialverband Deutschland SoVD) verpachtet wurden. 1961 wurde das komplette Hotel vom „Reichsbund“ als Erholungsheim übernommen – eine späte Parallele übrigens zu „Eulings Wiese“, wo das gleichnamige Berghotel von August Dreger allerdings schon im Jahre 1907 auf den „Gemeindebeamtenbund“ als Erholungsheim überging. Unter der Regie des Reichsbundes, der hier zeitweise bis zu 140 Erholungssuchende unterbrachte, wurde 1983-85 der Seitentrakt (früher Lindenhaus und Parkhaus) durch einen Neubau ersetzt.     

 

Heute ist das „Reichsbundheim“ wieder Hotel. Und ein wahrhaft prächtiges Gebäude, oder nicht? Es fällt angesichts eines solchen Baus nicht schwer, sich in die Bad Sachsaer Hotelszene des ausgehenden 19. Jahrhunderts hinein zu denken, in welchem in ambitioniert gestalteten Häusern mit prächtigen Namen eine Menge Personal sich um die erholungssuchenden Gäste bemühte. 

Hotel Schützenhaus, erbaut 1904-1905

Die Gäste wurden mit dem Pferdefuhrwerk vom Bahnhof abgeholt.

(1906, AK vs: Slg. R. Boehm)

Das Tages-"Menu" vom 9. August 1906
(1906, AK rs: Slg. R. Boehm)

In Arbeit

Hotel Schützenhaus, erbaut 1904-1905

Am Kurpark 1-3

Sehr seltene Seiten-Ansicht
(gesehen von der Villa Schnee aus, der späteren Moltkestr. 5). 
Die Ansichtskarte ist gelaufen am 16.05.1904 (!) (AK, Slg. R. Boehm)


Hotel Schützenhaus im Winter 1905/1906

Am Kurpark 1-3

(1905/1906,AK: Slg. R. Boehm)


(AK: Slg. M. Wedler)

An der Stelle des heutigen „Göbel‘s Vital Hotel Bad Sachsa“ stand seit 1732 das Sachsaer Forsthaus. Es wurde 1825 erneuert, dabei vergrößert und nahm zugleich das „Schützenhaus“ auf. Ab 1842 durfte der Stadtförster am Haus „unter den Linden“ einen Bierausschank betreiben. Geschossen wurde durch den heutigen Kurpark auf Scheiben, die man am Damm des Schmelzteiches aufstellte. 1889 wurde das Schießen wegen Lärmbelästigung in das Ostertal verlegt. 

(AK: Slg. M. Wedler)

Meyers Reiseführer durch den Harz erwähnt 1901 das „Schützenhaus (Frind) mit Lindenhaus und Parkhaus“. 1904 wurde das Forsthaus abgerissen und bis 1905 das große „Hotel Schützenhaus“ erbaut, welches mit den baulich einbezogenen Lindenhaus und Parkhaus 80 Zimmer und Salons aufwies. 

(AK: Slg. M. Wedler)

Im Zweiten Weltkrieg wurde es von der Dynamit Nobel AG und danach von amerikanischen und englischen Truppen belegt. 
Im dahinter liegenden Kurpark stellten diese ihre Fahrzeuge ab.

Der Seitentrakt

In Arbeit...

In Arbeit

(1967, AK: Slg. R. Boehm)


In Arbeit...

In Arbeit
"1985: Abschluß einer grundlegenden Sanierung des Reichsbund-Erholungsheims (in Verbindung mit einem optisch gelungenen Neubau des Seitentrakts" (750 Jahre BAD SACHSA, S. 32)

(1967, AK: Slg. R. Boehm)


Villa Fischer

Am Kurpark 4

(der Grund hat 1890 noch die Bezeichnung: "Schweinsrücken 265")

 "Bad Sachsa. Der Teich von Westen."
(1901, CDV; Slg. R. Boehm)

"Villa Fischer, den 19. Sept. 1899."
Vermutlich 1890 wurde diese "Villa Fischer" fertiggestellt für den ersten Eigner Albert Fischer, dem ehemaligen Techniker - nunmehr Rentner und Zimmervermieter, 
(1899, AK: Slg. R. Boehm)

"Villa Fischer, den 29.7.02"
Bereits 1901 wurden Ansichtskarten mit diesem Motiv versand.
 (29.07.1902, AK: Slg. R. Boehm 161)

Villa Gutsche 

Am Kurpark 4
Aus Fischer wird Gutsche

"Schmelzteich mit Villa Gutsche",
Gemeinsam mit seiner Frau zog Pastor Berthold Gutsche 1906 in diese am Schmelzteich gelegene Villa.
(1906, AK: Slg. R. Boehm 3770)
Der Homepage des Ortes Randau-Calenberge ("Leben, wo andere Urlaub machen!") ist über "unseren" Pastor Gutsche, der dort vom 1. Februar 1885 bis 1. Oktober 1905 wirkte, zu erfahren:

Am 1. Februar 1885 tritt an seine [Anm.: Pastor Freyer] Stelle Berthold Gutsche. Sein körperliches Befinden und mancherlei Sorgen hinderten ihn an der Ausführung seiner guten Pläne: Kinderbewahranstalt, Darlehnskasse, Einrichtung von Eltern- und Familienabenden. Auch stand ihm hindernd im Wege, daß er nicht recht in und mit der Gemeinde lebte, sondern einsam und abgeschlossen. Am 1. Oktober 1905 tritt er in den Ruhestand. Sein eigenstes Werk ist die Gründung einer Schulsparkasse, die bis zum heutigen Tage einen außerordentlichen Aufschwung genommen hat und ihrem Schöpfer die stete Dankbarkeit der Randauer sichert. Seine Amtszeit bringt noch eine Neuerungen am und im Gebäude der Kirche. Im Jahre 1886 wird der Turm und Schiff abgeputzt, das Innere mit schwarz-weißen Fliesen belegt. Gleichzeitig errichtet man einen Vorbau am Westeingang, in dem jetzt der Stein des Ritters von Alvensleben Platz findet. Die Arbeiten werden zum erstenmal von der Magdeburger Bau- und Kreditbank ausgeführt, die sich seitdem oftmals in den Dienst einer Verschönerung des Randauer Bildes gestellt hat. 1884 hatte der Patron eine neue Orgel geschenkt, die am Palmsonntag zum erstenmal ihre Stimme zur Ehre Gottes ertönen ließ.
Vieles, was Gutsche Gutes geplant, findet seine Verwirklichung unter seinem Nachfolger Otto Lobitz.
(12.01.2024, https://randau-calenberge.de/randau-gut-und-dorf-in-vorzeit-und-gegenwart/)

Die Pastoren und Bad Sachsa

In der Überlieferung hält sich hartnäckig die Geschichte, daß sehr viele Pastoren Bad Sachsa für ihren Ruhestand aussuchen würden.
Begründung:
Die herrliche Umgebung Bad Sachsas, verbunden mit der besten Luft Deutschlands,
nicht umsonst trägt Bad Sachsa das Prädikat "Heilklimatischer Kurort",
führe dazu, daß man hier "natürlich" sehr alt werden könne.
Nun wollen auch Pastoren gern befördert werden -
aber so schnell! nach ganz oben! - nun doch nicht!

Vielleicht war Berthold Gutsche der erste emeritierte Pastor, welcher als Trendsetter für sehr viele seiner ihm folgenden Berufsgenossen das schöne Bad Sachsa für den Ruhestand wählte.
PS: Tatsächlich ist die Zahl der emeritierten Pastoren in Bad Sachsa auffallend hoch.
PPS: Es ist nicht überliefert, wie alt Herr Gutsche geworden ist. Ab 1910 wird Helene Gutsche, Pastorswitwe, in der hiesigen Steuerrolle geführt


Der 1. Weltkrieg findet nicht direkt in Bad Sachsa statt, aber...

Herrn F. Haake u. Familie, Berlin N.W., Stromstr. 39

("Maschinenbauanstalt des August Friedrich Haake", Berliner Handelsregister Ausgabe 64.1928)
"Die freundlichen Wünsche zum Jahreswechsel erwiedert auf das herzlichste Familie Rüstenberg

"Hier ist alles ganz still jetzt
und in Villa Gutsche werden
Verwundete gepflegt."

"Kriegsjahr 1914. Zur Erinnerung an den Aufenthalt in Bad Sachsa (Südharz)"

Mit diesem Zusatz ist eine gleiche Fotopostkarte im Besitz des DRK Bad Sachsa (2023).
(1914, AK: Slg. R. Boehm).

 (02.01.1915, AK-Kopie;
Original ehedem Slg. Klaus Lohoff).

Seit November 1914 finden Kriegsverletzte Aufnahme im:
 +Haus Gutsche+
Genesungs-Heim
des
Vaterländischen Frauenvereins
 So ist es dem Schild über dem Hauseingang zu entnehmen. 

Haus Lotharshöhe 

Am Kurpark 4

1917 erwerben diese Villa der Kaufmann Bernhard Warnecke und seine Ehefrau Louise geb. Korfach (?) aus Verden.
[In Verden besteht die nach ihm benannte "Bernhard Warnecke-Straße"]. Aber bereits am 18. Mai 1918 ist den Bad Sachsaer Nachrichten zu entnehmen, daß das "Haus Lotharshöhe, Kurpark 4, an Herrn Hütten-direktor Ostermann, Laband i. Schl." übergegangen ist.
Zur Geschichte der Familie Ostermann siehe bitte weiter bei Familie Deibel....

Haus Bergsegen

Am Kurpark 4

Zum Ende des 1. Weltkrieges verkauft Ostermann das Haus 1919 an den Verein
"Weibliche Wohlfahrt" in Berlin (StABS Altachiv 0502-02-9), 

"Erholungsheim Bergsegen" mit rechts dem Bootshaus und dahinter dem Schmelzteich-Überlauf (jeweils mit Knüppelholz gestaltet)
(1920, AK: Slg. R. Boehm A 306)

"Einige Damen unserer Pension Bergsegen" auf dem Römerstein
(1921, Foto: Slg. R. Boehm)

Zum Verein "Weibliche Wohlfahrt" in Berlin (StABS Altachiv 0502-02-9) ist es besser nachzulesen auf der Homepage des heutigen Rechtsnachfolgers

(12.01.2024: https://www.johannesstift-diakonie.de/pflege-wohnen/pflege-wohnen-elisabeth/unser-haus/unsere-geschichte)

 Evangelisches Charlottenheim mit langer Tradition der christlichen Wohlfahrtspflege

Im Jahr 1890 wurde der „Verein zur Fürsorge für die weibliche Jugend“ gegründet – Träger des Evangelischen Charlottenheims. Das Charlottenheim war eines der ersten Heime, das jungen Mädchen, die in der Hauptstadt eine Stellung annahmen, einen Schlafplatz zur Sicherung der eigenen Person vor materiellen und sittlichen Gefahren bot sowie zur Bekämpfung der Wohnungs- und Schlafstellennöte beitrug. Die Mädchen wurden beköstigt und fanden Beratung sowie den gewünschten Ersatz eines Familienlebens. Sie kamen aus verschiedenen Berufsarten und gehörten allen Konfessionen an.
Im November 1943 wurde das Evangelische Charlottenheim in der Marburger Straße durch eine Brandbombe bis auf die erste Etage im Quergebäude zerstört. Nach dem Wiederaufbau 1950/52 wurde das Gebäude zunächst als Heim für ältere Frauen genutzt. Seit 1996 wird das Evangelische Charlottenheim als Pflege- und Senioreneinrichtung geführt, mit dem Auftrag, alte, kranke und behinderte Menschen zu pflegen, zu versorgen und zu betreuen. Auf Veranlassung des Landesamtes wurde der ursprüngliche Vereinsname in „Verein Weibliche Wohlfahrt“ umgewandelt.

 Klinikstandort mit über 170-jähriger Geschichte

Der aktuelle Standort des Evangelischen Charlottenheims auf dem Gelände der Evangelischen Elisabeth Klinik an der Lützowstraße in Berlin-Tiergarten blickt ebenfalls auf eine lange Historie zurück.
Pastor Johannes Gossner gründete 1837 das Krankenhaus auf dem heutigen Gelände, der damit der zweitälteste Klinikstandort Berlins ist. Ein Neubau ersetzte 1867 das alte Klinikgebäude. Mehr als 70 Jahre lang fanden in diesem Gebäude Patient*innen medizinische Hilfe. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde das Krankenhaus jedoch weitgehend zerstört. Ein mühsamer Wiederaufbau begann, an dessen Ende eine der modernsten medizinischen Einrichtungen der Stadt stand. Das Elisabeth Seniorenstift wurde 1947 als „Hospital für die Alten und Siechen“ auf Initiative der Oberin des Elisabeth Krankenhauses, Irma Carius, gegründet. Das ehemalige Feierabendhaus der Diakonissen – erbaut 1898 unter Oberin Anna von Arnim – sowie das 1962 fertiggestellte ehemalige Schwesternwohnheim wurden baulich miteinander verbunden und umfangreich modernisiert. Die evangelische Pflegeeinrichtung an der Ostseite des Geländes der Evangelischen Elisabeth Klinik bot seither rund 70 Menschen Heimat, Pflege und Betreuung.
Um auch in Zukunft umfassende Pflege und Versorgung in einem medizinisch zeitgemäßen Umfeld anbieten zu können, hat sich die Johannesstift Diakonie für einen Neubau an der Stelle des Elisabeth Seniorenstifts entschieden. 2012 wurde nach dem Abriss der alten Gebäude mit dem Neubau begonnen. Anfang 2014 zog das Evangelische Charlottenheim vom Standort an der Marburger Straße in das neue Gebäude ein und bietet seitdem 112 Bewohner*innen ein neues Zuhause.

Neuer Name, alte Qualität

Im Juni 2019 wurde aus dem Evangelischen Charlottenheim das Pflege & Wohnen Elisabeth. Hintergrund der Umbenennung ist die Fusion aus Evangelischem Johannesstift und Paul Gerhardt Diakonie zur Johannesstift Diakonie. In diesem Zusammenhang wurden alle Pflegeeinrichtungen des Unternehmens namentlich angepasst. 

Haus Bergsegen

Am Kurpark 4 + 5

Im Jahre 1921 erwirbt der Verein "Weibliche Wohlfahrt", Berlin, käuflich das Nachbargebäude hinzu.
Über Jahrezehnte bilden diese beiden Häuser eine wirtschaftliche Einheit.

Ansicht von Norden auf 

"Erholungsheim Bergsegen"
(ca. 1927, AK: Slg. R. Boehm 3215)

Ansicht von Süden auf den
                         "Schmelzteich mit Christl. Hospiz"

(1930, AK: Slg. R. Boehm 3706)

Linker Teil: Am Kurpark 4              Rechter Teil: Am Kurpark 5
(Geoportal Göttingen, 13.01.2024)

Anzeige in "DER HARZ", März 1937

"Betrifft:
Entschädigungsangelegenheit Haus Bergsegen, Bad Sachsa.

Die wechselvolle Geschichte dieses Hauses ist einem Schreiben vom 14.01.1955 zu entnehmen
"durch Stadtverwaltung Bad Sachsa" an den "Herrn Regierungspräsidenten, Hildesheim"

FOTO: DEMNÄCHST HIER AUSSCHNITT AUS DEM BRIEF

"Der Verein "Weibliche Wohlfahrt", Berlin, der mir die Erledigung der Entschädigungsangelegenheit übertragen hat, besitzt in Bad Sachsa, Kurpark 4 und 5 zwei Grundstücke mit Nebengebäuden, die seit den Jahren 1921 bezw. 1921, den Jahren des Erwerbes, als Erholungsheime dienen. Beide Häuser erfreuen sich eines gute Rufes und waren vor dem Kriege während des ganzen Jahres voll besetzt.

In den Jahren 1940 bezw. 1941 wurden beide Grundstücke, um der Beschlagnahme durch die Wehrmacht zu entgehen, an die Dynamit-AG. in Troisdorf zur Unterbringung ihrer Gefolgschaftsmitglieder vermietet. Ein Teil der Räume wurde uns zur Unterbringung von Kurgästen zur Verfügung gestellt, mußte aber später infolge von Ernährungs- und Personalschwierigkeiten ebenfalls der Mieterin überlassen werden.

Am 13.9.1939 wurde dem Verein "Weibliche Wohlfahrt" die Erlaubnis zum Betriebe einer Gastwirtschaft-Fremdenheim durch das Kreisverwaltungsgericht des Kreises Grafschaft Hohenstein in Nordhausen für 42 Gastzimmer erteilt und zwar für die zeit vom 1.4. bis 30.9. eines jeden Jahres.
Der Landkreis Osterode - Kreisbeschlußausschuß - hat am 26.7.1954 dem Verein nunmehr die Jahreskonzession erteilt, nach das Grundstück Kurpark Nr. 4 in den Jahren 1939 und 1940 warmes und kaltes Wasser, Zentralheizung und Doppelfenster erhalten hatte.
Beide Grundstücke sind der Städtischen Kanalisation angeschlossen. Das Grundstück Kurpark Nr. 4 ist bis auf 8 Zimmer für den Kurbetrieb seit 2 Jahren fertig gestellt und zu diesem Zweck völlig neu hergerichtet.
Am 31. März 1946 endete das Mietverhältnis mit der Dynamit-AG. 12 ehemalige Gefolgschaftsmitglieder der Dynamit-AG. verblieben, da das Wohnungsamt ihnen keinen anderen Wohnraum zur Verfügung stellen konnte, in den bisherigen Räumen. Wegen dieses vertragswidrigen Verhaltens zahlte die Dynamit-AG. am 21.7.1954 im Wege eines Vergleichs dem Berein eine beachtliche Entschädigung.

Da ich erst am 15.4.1948 die Verwaltung der beiden Grundstücke übernahm, war mir von den Vorgängern vor dieser Zeit wenig oder garnichts bekannt. Da mein Vorgänger, Oberbürgermeister Arlart, vor einigen Jahren verstorben ist, konnte die Leitung des Erholungsheimes in den Jahren 1938 bis 1945, Fräulein Irma Keller, Kirchensekretärin in Bad Sachsa, allein mit sachlichen Angaben dienen. Sie hat sich übrigens auch zu Aussagen bereit erklärt.... 
(Altarchiv der StABS 0502/02/9)

DER REST des Briefes FOLGT DENMÄCHST


kleiner EXKURS zur ARCHITEKTUR:
Am Kurpark 5                                                                           Am Kurpark 4
Wintergarten über 2 Stockwerke links angebaut        /      Wintergarten über 2 Stockwerke rechts angebaut
Die wegen des Genusses der besten Luft Deutschlands für Bad Sachsa achso typischen Wintergärten richten sich nicht nach Wetter- oder Himmelsrichtungen; Hauptsache, sie sind bei fast allen Neubauten der Zeit 1875 bis zum I. Weltkrieg vorzufinden!

Zinkblech-Behang über originalem Sicht-Fachwerk   /    Sicht-Fachwerk in unverkleidetem Originalzustand Rauten aus Zink haben eine lange Geschichte, die etwa um 1840 in Mitteleuropa begann und mit dem Zweiten Weltkrieg ein vorläufiges Ende fand. Insbesondere in den raueren Klimagebieten der Mittelgebirge erfreuten sich Rauten als Wetterbekleidungen großer Beliebtheit, im ländlichen Raum an allen vier Gebäude-seiten, in der Stadt vor allem an den Giebelseiten. Später trat die Nutzung der Raute als Dachdeckungsmittel für steiler geneigte Dächer hinzu. Formen und Abmessungen unterlagen regionalem Geschmack, am häufigsten jedoch wurden Rauten verwendet, die einen Zuschnitt von 400 Millimetern aufwiesen." 

 "Als Unterkonstruktion eignen sich bevorzugt hinterlüftete Lattengerüste oder vollflächige Holzschalungen sowie Platten aus Sperrholz (BFU) oder wasserfest verleimte Holzwerkstoffplatten (OSB/3 V 100). Ihre jeweilige Anwendbarkeit ist neigungsabhängig. So wird empfohlen, bei Neigungen unter 75 Grad eine vollflächige Unterkonstruktion zu wählen, sowohl am Dach als auch bei geneigten Fassadenbekleidungen. Vollflächige Unterkonstruktionen verringern Regengeräusche und stabilisieren die Bekleidungen in stoßgefährdeten Bereichen. Dies sind beispielsweise Orte, an denen sich spielenden Kinder aufhalten oder vandalismusgefährdete Bereiche. In allen anderen Fällen reicht ein Lattengerüst aus."
(13.01.2024: https://www.klempnerhandwerk.de/rauten-und-schindeln-mit-system-14042011)

Bei beiden Häusern kamen Doppelmuldenfalzziegel zum Einsatz (1875-1914 in Bad Sachsa typisch).
Wer es sich leisten konnte, legte Wert auf eine glasierte Ausführung; diese können weit über 100 Jahre halten!

"Erholungsheim Bergsegen",
Am Kurpark Nr. 5 [links] und Nr. 4 [rechts]
(1939, AK; Slg. R. Boehm)

Was macht dieser Verein eigentlich hier?

Das Stadtarchiv gibt nur unzureichend Einblicke:

"...der Verein Wohlfahrt der weiblichen Jugend veranstaltet im Hause Bergsegen unter der Leitung des Fräuleins [Klara] von Uslar hauswirtschaftliche Lehrgänge.
Als Lehrkräfte dürfen beschäftigt werden:
Die technische Lehrerin Vorberg, die Kunstgewerbelehrerin Dierks, die Hausdame Koepke, der Pfarrer Jaehn, ein Arzt." (1930er, StABS 1.26.2)

Leider gehört auch dieser Teil zur Geschichte von Bad Sachsa:

"Unser Hotel ist judenfrei"

Bäder-Antisimitismus im 19. und 20. Jahrhundert
Dieser Veröffentlichung des Historikers Frank Bajohr 2003 im Fischer Taschenbuch Verlag ist S. 191 zu entnehmen (vgl. auch den korrespondierenden Vortrag am 07.11.2006 bei der Friedrich Ebert-Stiftung):

1966 ist ein gutes Jahr für dieses Haus und für Bad Sachsa!

"Das schönste Kurheim der Inneren Mission in der ganzen Bundesrepublik"

so spricht Oberkonsistorialrat Wilhelm Philipps
(31.05.1966 BSN, Haus Bergsegen, Kurheim der Inneren Mission)

Dieser 1966 gelaufenen Ansichtskarte (Slg. R. Boehm) ist rückseitig zu entnehmen:
"Erholungsheim Haus Bergsegen - 3423 Bad Sachsa / Südharz - Kurpark 4 - Tel. 05523 / 382"
(Tatsächlich wird "Kurpark 4" oben gezeigt und "Kurpark 5" unten rechts)

Die "Gesundheitsstrukturgesetzte" der 1990er Jahre haben zur Schließung von ca. 10 großen Fremdenverkehrseinrichtungen in Bad Sachsa geführt; Bad Sachsa verlor dadurch ca. 500 Arbeitsplätze (bei rund 9.000 Einwohnern!!! Ausführliche Betrachtung an anderer Stelle dieser Homepage). Auch der Verein "Weibliche Wohlfahrt Berlin" zieht sich zurück. Das Haus steht seit 1993 leer.
"Mitte letzten Jahres wurde es von der Bädergesellschaft gekauft [heißt es in den BSN vom 18./19.01.1997]. Geschäftsführers Manfred Rockendorf möchte jetzt wieder Leben in die Anlage bringen. Der Erfolg des Ferienparks Bad Sachsa [Anm: im Salztal] habe gezeigt, daß man mit dem Angebot für Familien mit Kindern den Punkt getroffen habe. Auch Bäderbetriebsleiter Günther Kaspar betont, daß sich schon jetzt zeige, daß Bad Sachsa auch für junge Leute durchaus ein Reiseziel sei."
(Im Vordergrund: Am Kurpark 5)

"Kinderstimmen auf den Fluren, Disco-Musik aus dem Aufenthaltsraum und der Duft von frisch fritierten Pommes "Rot-Weiß";

so heißt es in der BSN-Ausgabe vom 28. April 1997 zur Wiederinbetriebnahme des "Haus Bergsegen" in der Bad Sachsaer Ravensbergstraße.
(Im Vordergrund: Am Kurpark 4)

Diese Ausrichtung im Herzen des Kurbereichs wird von anderen Entscheidungsträgern in Bad Sachsa durchaus negativ kritisch gesehen...

...diese sollten leider Recht behalten: Bereits zur Drucklegung dieser Werbung "Für den Jugendtourismus: Haus Bergsegen" (wohl 2001, GVG Stadtplan, 3.Auflage) stehen im Februar 2001 die Gebäude zum Verkauf!

Nach knapp 100 Jahren und ca. 10 Jahre Leerstand (???) gehen die Häuser wieder getrennte Wege.
Der im Foto rechte Teil (per Adresse Am Kurpark 4) wird von privater Seite erworben.
Nachdem sich der Vater mit seiner Tochter im Sommer 2012 im Stadtarchiv Bad Sachsa über die Geschichte des Hauses kundig gemacht haben, geht es mit Geduld und Ruhe an die Herrichtung nach den eigenen Wünschen und Zielen. Erstes sichtbares Zeichen ist die Erneuerung des Daches im November 2013.

(29.11.2013, Foto: Ralph Boehm)

Zum vorläufigen Abschluß ein Foto von Ralf Engels aus dem Frühjahr 2023 (10.05.2023 auf Facebook).

Fortsetzung folgt demnächst

Haus Bergsegen

Am Kurpark 4

Degenhardt's Waldhaus

Am Kurpark 5

Degenhardt hatte als einer der ersten die Bedeutung Sachsa für Kurgäste erkannt. Mit obiger Anzeige warb er  bereits 1884 für einen Kuraufenthalt in Sachsa. 
In einem Brief schreibt er: "Jetzt habe ich in schönster Lage am Walde ein Haus, und ist im Sommer alles besetzt, und haben die Gesunden die Kranken verdrängt".

Titel

Text

In der Wochen-Chronik vom 3. März 1993 werden "Waldhaus" (Am Kurpark 5) beziehungsweise das "Haus Bersegen" (Am Kurpark 4 + 5) in seiner Bedeutung für das Kurwesen/die touristischen Entwicklung dargestellt. Wohl kurz danach steht dieses Haus für vier Jahre bis 1997 leer!

Degenhardt's Waldhaus

Degenhardt`s Waldhaus (ab 1921 Teil des Hauses Bergsegen)

Am Kurpark 5

Degenhardt`s Waldhaus, (1899, Slg. R.Boehm A 94).

Carl Degenhardt (1831-08.06.1899) und sein Jugendfreund, Sanitätsrat Dr. med. Bötticher, hatten bereits früh die Bedeutung Sachsas für Kurgäste erkannt. Degenhardt beherbergte bereits 1864 Kurgäste in seinem Hause Marktstr. 49. In einem Brief aus dem Jahre 1897 schreibt er über sich selbst:
"Ich bin seit 1864 Heilgehilfe, bis dahin kleiner Ökonom (Landwirt), und ging auf Veranlassung des Herrn Sanitätsrates Dr. med. Bötticher nach Göttingen und wurde in Erfurt als Heilgehilfe geprüft, habe mancherlei Kranke behandeln müssen, welche als unheilbar erklärt wurden. Jetzt habe ich in schönster Lage am Walde ein Haus (jetzt Am Kurpark 5, erbaut 1889), und ist im Sommer alles besetzt, und haben die Gesunden die Kranken verdrängt".

"Für Leidende" (1884)

"Unterzeichneter empfielt, gestützt auf vielfache Erfolge, seine Kurmethode bei Krankheiten des Nervensystems, wie Neuralgien, Lähmungen (spinale und cerebrale), sowie bei Veitstanz, chronischem Rheumatismus u.s.w.
Ferner finden Reconvalescenten in der stärkenden Bergluft und dem herrlichen Laub= und Firchtenwalde Erholung und Kräftigung. Pensionspreis pro Tag 3 Mark. Prospekte gratis und franco. C. Degenhardt.". ("Bad Sachsa, nach seinen hygienischen, landschaftlichen und localen Verhältnissen.", Hrsg: R. von Schlieben, Nordhausen 1884)

Dr. Lohrengel`s Erholungsheim "Waldhaus", (1912, Briefkopf, StABS 1.35.4).

Der "Badearzt" Dr. Lohrengel übernimmt das Degenhardtsche Waldhaus in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts (Oktober 1906) und führt es leicht verändert weiter; in seinem Sanatorium Waldhaus behandelt er insbesondere Nerven- und Stoffwechselkrankheiten. (HVV 1908, Rud. Stolle)

"Ärztliche Studiereise v. 20-25.01.1913 Die Teilnehmer auf der 4,6 km lg Rodelbahn.. Ravensberg - Bad Sachsa (Südharz). (Slg. Boehm); rechts die Rückseite dieser Ansichtskarte.

Degenhardt (wohl Emil, der Sohn unseres Carl Degenhardt) schreibt an "Seine Hoheit Herrn Sanitätsrat Dr. Seyffart" an der Frauenklinik Luisenstraße in Nordhausen diese Karte mit Datum "Bad Sachsa 24/I. 13.":

Sehr geehrter Herr Rath! Bad-Sachsa hat gut abgeschnitten, es hat den Herren Ärzten hier sehr gefallen. Die Landschaft im Schnee trug ein gut Theil dazu bei. Mit bester Empfehlung Ihr ergebenster Degenhardt...".
Emil Degenhardt, damals wohnhaft in der Talstraße 1, war Zahntechniker, im I. WK Sanitäts-Feldwebel und arbeitete nach dem Kriege als Dentist im Hause Kurpark 5. Bereits 1898 eröffnete er hier einen "Betrieb für Zahn-künste und Handel mit künstlichen Gebissen", 1903 erhielt er die Konzes-sion zum Betrieb einer Heilanstalt für Herzkranke sowie nervöse und rheumatische Personen, die er im Oktober 1906 an Dr. Lohren verkaufte. Noch 1905 eröffnete er einen "Bier- und Weinausschank" im Hause Curpark 5, ob das gegen Zahnschmerzen helfen sollte oder nur zur Stärkung des vegetativen Nervensystems diente, ist nicht überliefert! (Markus Jäger, Göttingen).

Carl Degenhardt (Ende des 19. Jh) (G.König: Bad Sachsa - vom Bauern-städtchen zum Kurort,Horb am Neckar 1988, S. 15).

Schmelzteich mit Villa Gutsche (AK, 1912, Slg. R. Boehm 1523).
1887 wird der sog. Baukonsens erteilt für den Techniker Albert Fischer am Schmelzteich mit der Hausnummer Schweinsrücken 265 (mit Schweinsrücken wird der sanfte Hügel auch heute noch bezeichnet, der sich gegenüber des Hotels Romantischer Winkel auf der anderen Seite des Schmelzteiches erhebt).
Vermutlich 1906 (oder kurz darauf) erwirbt der em. Pastor Berthold Gutsche und seine Frau Helene das Gebäude, mit der dann neuen, und heute noch gültigen Adresse Am Kurpark 4. Bereits unter Fischer wurde auch dieses Haus zur Zimmervermietung touristisch genutzt. Während des I. WK heißt es in einer kurzen Notiz, "Hier ist alles ganz still jetzt und in Villa Gutsche werden Verwundete gepflegt." (Slg. Lohoff, ohne Nummer).

Erholungsheim Bergsegen (AK, ca. 1927, Slg. R. Boehm 3215).
Nach einem kurzen Gastspiel durch Hüttendirektor Heinrich Ostermann, den Schwiegervater von Nora Deibel (Tochter des L. Deibel), ging das An-wesen über an die Verein "Weibliche Wohlfahrt, Berlin (auch genannt "Wohlfahrt der weiblichen Jugend, Verein in Berlin"), welcher die beiden nebeneinander liegenden Nr. 4 und Nr. 5 zu einer wirtschaftlichen Einheit als "Haus Bergsegen" zusammenführen. Dieser Verein veranstalte "unter der Leitung der Fräuleins von Uslar haus-wirtschaftliche Lehrgänge. Als Lehrkräfte dürfen beschäftigt werden: Die technische Lehrerin Vorberg, die Kunstgewerbelehrerin Dierks, die Hausdame Koepke, der Pfarrer Jaehn, ein Arzt." (StABS 1.26.2). Im Jahre 1938 verfügte das Haus über 50 Betten. In den Kriegsjahren 1940 ff bis 1946 wurden die Gebäude an die Dynamit AG (Troisdorf) "vermietet", um der Beschlagnahme durch die Wehrmacht zu entgehen (StABS Altachriv 0502.02.9), um, so ist es mündlich überliefert - aber noch nicht schriftlich nachweisbar - "Sprenstofffabriken für den Ostblock zu planen"; so erging es in Bad Sachsa auch u.a. dem Hotel Schützenhaus (heute Göbels Vitalhotel) und dem Haus Bismarck. Die Entschädigungs-ansprüche waren 1954 noch nicht erledigt...

Das Fremdenheim Haus Bergsegen (Prospekt, ca. 1982, Slg. R. Boehm, ohne Nummer). Der Verein "Weibliche Wohlfahrt", Berlin West (im Verband Christlicher Hospize) hat dieses Prospekt mit Fotos von Herrn Struttmann, Bad Sachsa, herausgebracht; darin werden das Doppelzimmer für 11,- bis 12,- DM sowie das Einzelzim-mer für 5,50 bis 6,- DM einschließlich Frühstück angeboten. 1966 feierte der Verein nach "völliger" Renovierung ein "Richtefest mit fröhlichem Einklang"; in den Bad Sachsaer Nachrichten heißt es u.a. am 31. Mai 1966: "Dieses HAUS BERGSEGEN ist das erste Kurhaus in Bad Sachsa überhaupt, denn es wurde bereits anno 1889 von Richard Degenhardt erbaut. Davon zeugen schon in der Eingangstür die beiden Buchstaben (R. D.), die in Kunstschmiedearbeit eingelassen sind und von einem um den Kurort verdienten Mitbürger zeugen... ... Seit dem letzten Weltkrieg hat es, der Not aller Armen und Ärmchen folgend, den Flüchtlingen und Ausgebombten in seiner von höchster Ebene her dienenden caritativen Aufgabe nachkommen müssen. Man hat hier, wie auch der Stadtdirektor Erich Weiß-huhn in seiner Ansprache betonte, nicht darauf gedrängt, daß es möglichst f r ü h freigegeben worden ist, was erst in diesem Jahre geschehen ist, nach dem die Wohnverhältnisse auf einem auch den Minderbemittelten zugute kommenden Ausgleich gebracht worden sind.". Dieses Heim wurde so bis 1993 betrieben. In 1997 nahm sich die Bädergesellschaft Bad Sachsa dieser Immobilie an und wan-delte es zu eineim Jugendgästehaus; zukünftig sollten in 47 Zimmern 138 Gäste "den Auslastungsgrad des Bades weiter stabilisieren". Das gelang auch in Teilen, führte in den Folgejahren allerdings zu erheblichen Problemen zwischen den Jugendlichen und den angestammten Hoteliers und Anwohnern der Nachbar-schaft.

KURPARK

Am KURPARK 6

Am Kurpark: Steingarten

Kurpark, am Schmelzteichdamm

(1951, Foto: Slg. R. Boehm)

"Die Schmelzteichmauer wurde erneuert [1955/1956]; dabei wurden das Bootshaus verlegt an die Strassenseite. Außerdem wurde der Kurpark umgestaltet: der kleine Teich wurde geschaffen (mit dem Springbrunnen)".
 (BSN 03.07.1956). (Zum Bootshaus siehe insbesondere bei "Schmelzteich").

Kurpark, am Schmelzteichdamm

(1953, Mitteilungsblatt des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs, ADAC)


"Bad Sachsa hat seinen Kurpark erweitert und einen Steingarten erhalten (unser Bild). Das Schwimmbad wurde durch ein Kinderplanschbecken vergrößert."

Kurpark, am Schmelzteichdamm

(1953, AK: Slg R. Boehm)

Anlage des Steingartens unter dem damaligen Stadtdirektor Willi Müller in 1953.

Dem Osteroder Kreis-Anzeiger (wohl 24. April 1954) kann man entnehmen: "Der noch zu Anfang vorigen Jahres als Höckerwall verschriehene Steingarten im Kurpark hat durch Verfeinerungsarbeiten, die als wirklich gelungen bezeichnet werden können, selbst bei seinen damaligen Gegnern Interesse und Anerkennung gefunden, zumal bekannt geworden ist, welche Verschönerungen noch weiter vorgesehen sind. So soll u.a. der Schmelzteichdamm eine stilvolle, landschaftsgebundene Beleuchtung erhalten, während der Schmelzteichdamm selbst am Einlauf zur Bismarckstraße so verbreitert werden soll, daß ein direkter Übergang zum Promenadenweg zwischen Bismarckstraße und Schmelzteich erreicht wird."

Kurpark, am Schmelzteichdamm

(1964, AK: Slg R. Boehm 2123)


Schade aus meiner Sicht, daß man den Gedanken des Promenadenwegs, als "Grünes Band" zuletzt unter BGM Helene Hofmann angestrebt, vom Ravensberg über Westertal, Schmelzteich und Philosophenweg, weiter über die Uffestraße bis zur Walkenrieder Brücke zwischenzeitlich aufgegeben hat. Eine vertane Chance!

Kurpark, am Schmelzteichdamm

(1982, AK: Slg R. Boehm)

Der Lieblingsplatz von Selmar Müller: an dieser Stelle unterhielt er jeden Montag, am kurmusikfreien Tag, die Gäste mit Gesang - begleitet mit seiner Waldzither.

Kurpark, am Schmelzteichdamm

(1970, Foto: Tom Schreiber, 26.05.2022 Facebook)

Die aus Knüppelholz gebauten Geländer gehörten seit der Jahrhundertwende am Schmelzteich ebenso wie im Kurpark zum üblichen Bild.

Haus des Gastes

Am KURPARK 6

1950er Jahre, Foto: Slg. R. Boehm

Wir können uns glücklich schätzen, in Bad Sachsa einen Fotografen wie Struttmann gehabt zu haben, der nicht "nur" Schüzenfeste bestens ablichten konnte sondern auch immer wieder typische Sachsaer Stilleben festzuhalten. Dieses Foto ist unten rechts signiert "foto//Struttmann//Bad Sachsa"

1955, Foto: Slg. R. Boehm, rs + vs


"4wöchige Kur von der Landesversicherung".
Das ließ die Kurgäste genesen und erfreute vorort die Bettenanbieter wie auch die Verantwortlichen des heilklimatischen Kurortes. In den Spitzenzeiten des Kurwesens konnten hier in den 1960/70er Jahren mehr als 600.000 Übernachtungen registriert werden.



Nach einem Tief Ende der 1980er bei rund 180.000 konnte sich Bad Sachsa durch Umstellungen (u.a. Bau des Salztal-Paradieses) im neuen Jahrtausend kontinuierlich auf ca. 300.000 Übernachtungen (direkt vor Corona) steigern. Zentrum des Kurbetriebes ist seit über 100 Jahren der damalige Kurpark/heutige Vitalpark

Das Kurmittelhaus
erbaut 1961

Ein Hauch von moderner Architektur durch den Architekten Hansjochen Rößler.(1961, Foto: Slg. R. Boehm)

(1962, Foto Cekade-Original, Slg. R. Boehm)

1961 wird das neue Kurmittelhaus mit 27 Wannen und einem Solebewegungsbad eröffnet
(1962, Cekade-Original, Slg. R. Boehm)

In ARbeit

Villa Marie

Am Kurpark 7

Baujahr 1888

Der Buchdruckereibesitzer August Schneider ließ 1888 diese Villa an exponierter Stelle mit Blick über den im Folgejahr fertig gestellten Kurpark vom Nordhäuser Architekten Habermann erbauen, der ebenfalls das Hotel Schützenhaus und die Villen Witzell und Uthemann entwarf. 

1943 kaufte der Zahnarzt Hans Kalmuczak das Haus für 18.000 RM. 1944 bekam das Haus eine prominente Bewohnerin, denn die Witwe des Generalstabschefs der Deutschen Luftwaffe zog hier ein. Generaloberst Hans Jeschonnek hatte nach den schweren Luftangriffen auf insbesondere Hamburg und Peenemünde Suizid begangen.

In der Nachkriegszeit wurde die Villa Marie an das benachbarte Pädagogium vermietet, das es als Haus Marienburg in den Internatsbetrieb integrierte.

Einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller lebte in der Villa Marie

Der Sohn des Zahnarztes Hans Kalmuczak, Rolf (1938-2007) besuchte das Pädagogium in Bad Sachsa und entwickelte dort seine Leidenschaft fürs Schreiben. Später wurde er einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller. Er schrieb unter über 100 Pseudonymen, zum Beispiel als Stefan Wolf die TKKG-Reihe, von der 14 Mio. Bücher und fast 30 Mio. Tonträger verkauft wurden (vgl. Wikipedia).