Degenhardt`s Waldhaus (ab 1921 Teil des Hauses Bergsegen)
Am Kurpark 5
Degenhardt`s Waldhaus, (1899, Slg. R.Boehm A 94).
Carl Degenhardt (1831-08.06.1899) und sein Jugendfreund, Sanitätsrat Dr. med. Bötticher, hatten bereits früh die Bedeutung Sachsas für Kurgäste erkannt. Degenhardt beherbergte bereits 1864 Kurgäste in seinem Hause Marktstr. 49. In einem Brief aus dem Jahre 1897 schreibt er über sich selbst:
"Ich bin seit 1864 Heilgehilfe, bis dahin kleiner Ökonom (Landwirt), und ging auf Veranlassung des Herrn Sanitätsrates Dr. med. Bötticher nach Göttingen und wurde in Erfurt als Heilgehilfe geprüft, habe mancherlei Kranke behandeln müssen, welche als unheilbar erklärt wurden. Jetzt habe ich in schönster Lage am Walde ein Haus (jetzt Am Kurpark 5, erbaut 1889), und ist im Sommer alles besetzt, und haben die Gesunden die Kranken verdrängt".
"Für Leidende" (1884)
"Unterzeichneter empfielt, gestützt auf vielfache Erfolge, seine Kurmethode bei Krankheiten des Nervensystems, wie Neuralgien, Lähmungen (spinale und cerebrale), sowie bei Veitstanz, chronischem Rheumatismus u.s.w.
Ferner finden Reconvalescenten in der stärkenden Bergluft und dem herrlichen Laub= und Firchtenwalde Erholung und Kräftigung. Pensionspreis pro Tag 3 Mark. Prospekte gratis und franco. C. Degenhardt.". ("Bad Sachsa, nach seinen hygienischen, landschaftlichen und localen Verhältnissen.", Hrsg: R. von Schlieben, Nordhausen 1884)
Dr. Lohrengel`s Erholungsheim "Waldhaus", (1912, Briefkopf, StABS 1.35.4).
Der "Badearzt" Dr. Lohrengel übernimmt das Degenhardtsche Waldhaus in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts (Oktober 1906) und führt es leicht verändert weiter; in seinem Sanatorium Waldhaus behandelt er insbesondere Nerven- und Stoffwechselkrankheiten. (HVV 1908, Rud. Stolle)
"Ärztliche Studiereise v. 20-25.01.1913 Die Teilnehmer auf der 4,6 km lg Rodelbahn.. Ravensberg - Bad Sachsa (Südharz). (Slg. Boehm); rechts die Rückseite dieser Ansichtskarte.
Degenhardt (wohl Emil, der Sohn unseres Carl Degenhardt) schreibt an "Seine Hoheit Herrn Sanitätsrat Dr. Seyffart" an der Frauenklinik Luisenstraße in Nordhausen diese Karte mit Datum "Bad Sachsa 24/I. 13.":
Sehr geehrter Herr Rath! Bad-Sachsa hat gut abgeschnitten, es hat den Herren Ärzten hier sehr gefallen. Die Landschaft im Schnee trug ein gut Theil dazu bei. Mit bester Empfehlung Ihr ergebenster Degenhardt...".
Emil Degenhardt, damals wohnhaft in der Talstraße 1, war Zahntechniker, im I. WK Sanitäts-Feldwebel und arbeitete nach dem Kriege als Dentist im Hause Kurpark 5. Bereits 1898 eröffnete er hier einen "Betrieb für Zahn-künste und Handel mit künstlichen Gebissen", 1903 erhielt er die Konzes-sion zum Betrieb einer Heilanstalt für Herzkranke sowie nervöse und rheumatische Personen, die er im Oktober 1906 an Dr. Lohren verkaufte. Noch 1905 eröffnete er einen "Bier- und Weinausschank" im Hause Curpark 5, ob das gegen Zahnschmerzen helfen sollte oder nur zur Stärkung des vegetativen Nervensystems diente, ist nicht überliefert! (Markus Jäger, Göttingen).
Carl Degenhardt (Ende des 19. Jh) (G.König: Bad Sachsa - vom Bauern-städtchen zum Kurort,Horb am Neckar 1988, S. 15).
Schmelzteich mit Villa Gutsche (AK, 1912, Slg. R. Boehm 1523).
1887 wird der sog. Baukonsens erteilt für den Techniker Albert Fischer am Schmelzteich mit der Hausnummer Schweinsrücken 265 (mit Schweinsrücken wird der sanfte Hügel auch heute noch bezeichnet, der sich gegenüber des Hotels Romantischer Winkel auf der anderen Seite des Schmelzteiches erhebt).
Vermutlich 1906 (oder kurz darauf) erwirbt der em. Pastor Berthold Gutsche und seine Frau Helene das Gebäude, mit der dann neuen, und heute noch gültigen Adresse Am Kurpark 4. Bereits unter Fischer wurde auch dieses Haus zur Zimmervermietung touristisch genutzt. Während des I. WK heißt es in einer kurzen Notiz, "Hier ist alles ganz still jetzt und in Villa Gutsche werden Verwundete gepflegt." (Slg. Lohoff, ohne Nummer).
Erholungsheim Bergsegen (AK, ca. 1927, Slg. R. Boehm 3215).
Nach einem kurzen Gastspiel durch Hüttendirektor Heinrich Ostermann, den Schwiegervater von Nora Deibel (Tochter des L. Deibel), ging das An-wesen über an die Verein "Weibliche Wohlfahrt, Berlin (auch genannt "Wohlfahrt der weiblichen Jugend, Verein in Berlin"), welcher die beiden nebeneinander liegenden Nr. 4 und Nr. 5 zu einer wirtschaftlichen Einheit als "Haus Bergsegen" zusammenführen. Dieser Verein veranstalte "unter der Leitung der Fräuleins von Uslar haus-wirtschaftliche Lehrgänge. Als Lehrkräfte dürfen beschäftigt werden: Die technische Lehrerin Vorberg, die Kunstgewerbelehrerin Dierks, die Hausdame Koepke, der Pfarrer Jaehn, ein Arzt." (StABS 1.26.2). Im Jahre 1938 verfügte das Haus über 50 Betten. In den Kriegsjahren 1940 ff bis 1946 wurden die Gebäude an die Dynamit AG (Troisdorf) "vermietet", um der Beschlagnahme durch die Wehrmacht zu entgehen (StABS Altachriv 0502.02.9), um, so ist es mündlich überliefert - aber noch nicht schriftlich nachweisbar - "Sprenstofffabriken für den Ostblock zu planen"; so erging es in Bad Sachsa auch u.a. dem Hotel Schützenhaus (heute Göbels Vitalhotel) und dem Haus Bismarck. Die Entschädigungs-ansprüche waren 1954 noch nicht erledigt...
Das Fremdenheim Haus Bergsegen (Prospekt, ca. 1982, Slg. R. Boehm, ohne Nummer). Der Verein "Weibliche Wohlfahrt", Berlin West (im Verband Christlicher Hospize) hat dieses Prospekt mit Fotos von Herrn Struttmann, Bad Sachsa, herausgebracht; darin werden das Doppelzimmer für 11,- bis 12,- DM sowie das Einzelzim-mer für 5,50 bis 6,- DM einschließlich Frühstück angeboten. 1966 feierte der Verein nach "völliger" Renovierung ein "Richtefest mit fröhlichem Einklang"; in den Bad Sachsaer Nachrichten heißt es u.a. am 31. Mai 1966: "Dieses HAUS BERGSEGEN ist das erste Kurhaus in Bad Sachsa überhaupt, denn es wurde bereits anno 1889 von Richard Degenhardt erbaut. Davon zeugen schon in der Eingangstür die beiden Buchstaben (R. D.), die in Kunstschmiedearbeit eingelassen sind und von einem um den Kurort verdienten Mitbürger zeugen... ... Seit dem letzten Weltkrieg hat es, der Not aller Armen und Ärmchen folgend, den Flüchtlingen und Ausgebombten in seiner von höchster Ebene her dienenden caritativen Aufgabe nachkommen müssen. Man hat hier, wie auch der Stadtdirektor Erich Weiß-huhn in seiner Ansprache betonte, nicht darauf gedrängt, daß es möglichst f r ü h freigegeben worden ist, was erst in diesem Jahre geschehen ist, nach dem die Wohnverhältnisse auf einem auch den Minderbemittelten zugute kommenden Ausgleich gebracht worden sind.". Dieses Heim wurde so bis 1993 betrieben. In 1997 nahm sich die Bädergesellschaft Bad Sachsa dieser Immobilie an und wan-delte es zu eineim Jugendgästehaus; zukünftig sollten in 47 Zimmern 138 Gäste "den Auslastungsgrad des Bades weiter stabilisieren". Das gelang auch in Teilen, führte in den Folgejahren allerdings zu erheblichen Problemen zwischen den Jugendlichen und den angestammten Hoteliers und Anwohnern der Nachbar-schaft.