Die Kurve kratzen
Radabweiser oder:
Eine A7 des späten Mittelalters mitten in Sachsa!
Diese Radabweiser, vermutlich neben der Kirche, dem Knick, Reste alter Hohlweg und Überbleibseln alter Furten durch die Uffe, sind wohl die ältesten Relikte der Sachsaer Bürger. So klein und unscheinbar sie auch sein mögen, erzählen sie doch die Geschichte von den einst so wichtigen Straßen in Sachsa.
An der Reinhardtsgasse/Ecke Marktstraße sind die Radabweiser auf beiden Seiten vorhanden.
(Foto, Ralph Boehm: 16.04.2021)
Radabweiser an allen vier Ecken der Stadttore
"Sachsa -
Das Obertor (Gänsetor) nach Löhnis"
(Zeichnung, signiert "K. Helbing",
"nach einem Gemälde von Löhnis")
Thorsten Wolter auf Facebook, 04.11.2019)
"Das Untertor in Sachsa
niedergelegt 1854.
Nach einer derzeitigen Bleistiftskizze eines Lehrers in Benneckenstein",
signiert "O. Löhnis 1958"
Zu Zeiten, als die auswärtigen Fuhrmannsleute sich in Sachsa zwischen den Stadttoren sicher fühlten, wurde diese kleine Talsperre (1568 erstmals genannt: "der neue Teich") aus zwei Gründen als Pferdeteich bezeichnet:
1) der Teich diente als Pferdeschwemme, an der diese und andere Zugtiere nach der Arbeit ins Wasser geführt, gesäubert und getränkt werden konnten. Im Sommer wurden die erhitzten Pferde in der Schwemme abgekühlt.
2) die Pferde wurden samt Transportkarren an den Enden des Pferdeteich-Dammes ins Wasser geführt, damit sich die Verbindungen der hölzernen Wagen fest verzahnten und die Eisen fest am Holze liegen konnten, um am Folgetag "über Stock und Stein" die Bergstädte im Oberharz zu erreichen oder umgekehrt die Waren, im Oberharz geladen, nach erfolgreicher Abfahrt und Erreichen des Refugiums Sachsa, am kommenden Tag in den Südosten und Südwesten zu verteilen.
(die Einfahrt an der Ecke Reinhardtsweg/Pferdeteichdamm hat sich über 500 Jahre bis heute erhalten!!!)
(vgl. u.a. Bad Sachsaer Nachrichten, "A-Z, 02.12.1971)
(Foto, Horst Möller, 2007)
Die Verkehrswege in den Süden und nach Osten
Der für 1578 belegten Karte des Südharzvorlandes (Sächsisches Staatsarchiv Dresden) ist zu entnehmen,
"wie die Landtstraße von Sangerhausen aus durch die Güldene Awe ann die Sachßenwartte streichet, und wo sich die hohe Straße von oben hereinn unter Elrich Jenseidt dem Stolbergischem Hauße Honstein verleiret"
(und die Fortführung ins Braunschweigische über die Sachsenwarte am Warteberg erwähnt mit
"Allhie endet sich Chur: Sechs Geleidt und hebt sich Braunsch: ann").
Die gelben Einfassungen markieren von rechts nach links (sic!):
Bad Sachsa, Ellrich, Nordhausen
Die Verkehrswege über den Warteberg, die Tettenborner Strasse, nach Osten und in den nördlich liegenden Harz über den Pfaffenberg, Richtstieg sowie in der damaligen Wiedaer Str. (heute Mosebergstr. gerade aus über den "Roten Über" weiter) oder kurz vor dem "Roten Über" in die Zorger Straße.
(evtl. "Der Harz", 1909. Wer kann helfen?)
Auch damals gab es geübte und wenige geübte Wagenlenker, Alte und Junge mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen....
Sei`s drum: die Radabweiser taten ihren Dienst, sie schützten die empfindlichen Radnaben/Achsen vor Beschädigungen wie auch die Hausecken:
damit die Wagen insbesondere beim Abbiegen eben nicht "die Kurve kratzten".
(11.5.2024, Fotos: Ralph Boehm)
Radabweiser in der Marktstraße
An der Rathausgasse (sie führte zum Rathaus, der Brauerei und der Feuerwehr) ist nur noch der Stein auf der östlichen Seite (Marktstr. 12) vorhanden;
der ehemalige Ratskeller (westlich davon) wird genauso wie gegenüber südlich auf der anderen Straßenseite an den Ecken an der damaligen Tettenborner Straße (heute Jugendherbergstraße) durch Radabweiser geschützt worden sein.
Schützenstrasse 14 (obere Ecke, untergegangen im Zuge der "Stadtsanierung"!!!)
(11.5.2024, Fotos: Ralph Boehm)
Die Funktion wird auch heute durch schwere Steine links und rechts der Gasse erfüllt!
Aber worin liegt die Funktion dieses kleinen Steines???
Bitte um Eure Hilfe !!!
Radabweiser in der Schützenstraße
Schützenstrasse 14: Bereits 1932 lag der originale Radabweiser abseits, wurde aber später wieder an der Hausecke verbaut.
(Foto: Slg. R. Boehm)
Bei den sogenannten "Stadtsanierungsmaß-nahmen" wurde der sich an der südlichen Ecke des Weges befindliche Radabweiser (vorne links am Haus) entfernt und durch einen neuen ersetzt.
(03.07.2020, Foto: R. Boehm)