SCHULSTRASSE

(Bereits 1933 [!] bis zum Kriegsende 1945
wurde die Schulstrasse in "Adolf Hitler-Strasse" umbenannt)

Die Entwicklung der

Schulstraße 1 bis 7

im 20. Jahrhundert
(1903, AK: Slg. G. Angermüller)

Verschwunden sind Schulstraße 1 (1906/1907). Neu sind Palmenhaus + Park der Familie Deibel; aufgestockt sind Schulstraße Nrn. 4 (später Neumeyer) + 6.
(1925, AK: Slg. R. Boehm 247)

Nunmehr sind aufgestockt die Häuser in der Schulstraße mit den Nrn. 4 (später Klingebiel) + 5 + 7 (später St. Nicolai-Apotheke). Bei der Nr. 6 (später "Traube") wurden seitlich des Giebels Dachgauben verbaut.
(1939, AK: Slg. R. Boehm 251)

in Arbeit

In den folgenden 7 Jahrzehnten hat sich der Prospekt der Häuser 2 bis 7 nicht verändert. Gegenüber steht seit (?) der "Mühlbrunnen" an Stelle der ehemaligen Schulstr. 1 und des Sting-Steins (von 1955 bis ca. 1970; siehe unten).

(18.08.2008, Foto: R. Boehm)

Schulstraße 1 bis 4 und Umgebung I

(1905ff, StABS I,r,9 Verkauf städt. Grundstücke etc., Anlage eines Teiches). 

Zur Abrundung seines Besitzes plante Louis Deibel 1905 die Anlage eines Teiches und den Bau des Palmenhauses (irgendwohin müssen ja schließlich die kälteempfindlichen Pflanzen im Winter hin - und der eigene Gärtner hatte auch noch keine Wohnung!). Dazu kaufte er die Mühle samt Schuppen (ganz links oberhalb des blauen Bereichs), ließ diese Gebäude abreißen und stattdessen die heutige Schulstraße 2 erbauen. Der "Abfluß der Mühle" wurde noch einige Zeit gebraucht (Strom-bzw. Wärmegewinnung durch das wiederverwendete Mühlrad am Palmenhaus)  zwischen den Grundstücken des Tischlers Helmvoigt und des Oekonomen Wiedemann.

Der Abriß der damaligen Mühlgebäude kam der Stadt auch zupaß, da man nun endlich durch die Beseitigung dieser Engstelle dem sich stark ausweitenden Automobilverkehr eine genügend breite Straße bauen konnte.  In der gestrigen Stadtverordneten-Sitzung wurden, so hieß es am 12.Oktober 1907 in den Bad Sachsaer Nachrichten, wurden... für die Verbreiterung und Neudeckung (sic!) der Schulstraße die Kosten bewilligt.

Schulstraße 1 bis 4 und Umgebung II

(1906, StABS XII,n,16, Skizze zu einem Schuppen für den Tischlermstr. Herrn Heinrich Helmvoigt)

Der Tischlermeister Helmvoigt wollte den Raum über der Uffe nutzen und ließ 1906 dafür die obige Zeichnung zum Bau eines Schuppens anfertigen. Ob dieser "Schuppen" von Helmvoigt gebaut worden ist oder aber von Wiedemann, läßt sich z.Zt. noch nicht beantworten. In der Folge gab der Tischler diese Arbeitstätte, wohl wegen Platzmangels, auf und das Haus sollte einem Neubau Schulstr. 3 weichen (wann?) Heute gehört dieses Gelände über der Uffe zur Schulstraße 4. Bis zu den Abrißarbeiten in 2020 befand sich unter der Decke des Schuppens, genau über dem ehemaligen Mühlabfluß, noch eine Transmission. Ob diese dem Tischler oder dem Oekonomen gedient hat? Zur Schulstraße hin ist der ehemalige Uffegraben bis zu letzt nicht überbaut worden; lediglich eine Mauer verhindert den Blick auf den Raum zwischen den Häusern Schulstr. 3 und 4.

Platzhalter: hier könnte Ihr Haus erwähnt werden!!!

(19xx) 

Entwurf

Schulstraße 4

(1897, StABS I,r,5)

"Handzeichnung von einem Theile der...eingetragenen Liegenschaften der ungetrennten Hofräume, welches von der Stadtgemeinde an den Landwirth Hermann Wiedemann aufgelassen werden sollen... zum Zwecke des Antrags auf Berichtigung des Grundbuches... Nordhausen den 10ten März 1897" (StABS I,r,5).
"Wilhelm Wiedemann, Bürger, Brauherr und Ackermann, wohnhaft im Flecken (das ist die sehr alte Bezeichnung für die spätere Marktstraße in Sachsa) über dem Rathause, ein Wittber unter 60 Jahre, hat sich den 15ten Martii mit Anna Catharina, sel. Steinhofs gebohr. Zeitzen, als Wittbe unter 45 Jahre allhier copulieren lassen. Anno 1767.
Mit der Grundstücks-Bezeichnung kann entweder das frühere Brauerei-Grundstück for dem früheren Rathause, dem jetzigen Ratskeller, oder das Grundstück Marktstr. 15 (später "Pitts Bierstuben") gemeint sein. In beiden Grundstücken wurden früher gewerbliche Brauereien betrieben, die wahrscheinlich von der Stadt verpachtet wurden und die vor Wilhelm bereits von seinem Vater Adam (Wiedemann) pachtweise betrieben sein dürften. Deshalb erschien Adams Name nicht in der Liste der Grundstückseigentümer. Mit dem hier erworbenen Vermögen wird er dann um 1725 die Schenke in Clettenberg erworben haben, wo auch die weiteren 7 Kinder geboren wurden.
Nach Aufgabe der städtischen Pachtung übersiedelte sein Sohn Wilhelm in das Grundstück Schulstraße 3-4. Hier betrieben seine Nachfahren nur noch Landwirtschaft. Durch Einheirat der Familie Neumeyer ging das Grundstück später auf diesen Namen über
." (Auszug aus "Familiengeschichte: Friedrich Wilhelm Wiedemann", ohne Verfasser - wohl von Otto Löhnis - StABS IV,a,8 S. 17ff)

Schulstraße 4 und 3 (rückseitig)

(ca. 1940, Foto: Slg. R. Boehm)

 St


DAS GANZE DEUTSCHLAND                                                                                     SOLL ES SEIN!

oder der "Stink-Stein"

Der "Sting-Stein" Schulstraße 1

(1955 vermutlich, Foto: Slg. R. Boehm). 


1945 wurde Bad Sachsa von der Grafschaft Hohnstein und seiner Kreisstadt Nordhausen durch die unüberwindliche und willkürliche Grenze,  wenige Kilometer von der Stadt sichtbar und greifbar nahe, getrennt. Bereits Anfang der 1950er Jahre sammelten sich die ehemaligen Nordhäuser und deren ehemaliger Oberbürgermeister Heinz Sting gründete den Heimatbund "Nordhäuser Heimatfreunde". Seit 1953 trafen sie sich jährlich in Bad Sachsa. In der Schulstraße, heute steht an selber Stelle der Mühlbrunnen, wurde 1955 unterhalb der Ev. Stadtkirche St. Nikolai der Denkstein mit der mahnenden Aufschrift enthüllt:
"DAS GANZE DEUTSCHLAND SOLL ES SEIN!" 
Um 1970 wurde der Stein an den Eingang des "Kurparkes" beim "Schützenhaus" verlegt.

Schulstraße 1 + 2

(1970 ca., Foto: Slg. R. Boehm. Historisch beachte man beim Palmenhaus bzw. Polizeigebäude noch die vorhandenen Original-Fenster und Mauer-Einfassung)

"Nach einem einstimmigen Beschluß des Rates der Stadt Bad Sachsa wurde beim Heimattreffen 1972 die Patenschaft der Stadt durch die Überreichung der offiziellen Patenschaftsurkunde [heute im Wintersport- + Heimatmuseum Bad Sachsa zu sehen] für die "Nordhäuser Heimatfreunde e.V." übernommen." ("750 Jahre Bad Sachsa, 1238-1988, Ein Ort erzählt Geschichte...").
In 1977 erhielt der Denkstein eine schwere Bronze-Tafel, welche dem 1976 verstorbenen Heinz Sting gedachte.

Über den "Landtagsabgeordneten Rechtsanwalt Heinz Sting, der seit Ende Juli 1931 an der Spitze der nationalsozialistischen Bewegung in Stadt und Kreis Nordhausen stand" (Nordhäuser Nachrichten, Südharter Heimatblätter, hrsg. von Stadtarchiv Nordhausen) und das Anbringen dieser Gedenktafel entstand insbesondere in Bad Sachsa eine ebenso sachliche wie emotionale Debatte; ...

Der "Stink-Stein"

"Nordhäuser Mahnstein" im Kurpark Bad Sachsa

(1977, Foto: "750 Jahre Bad Sachsa - 1238-1988, S. 124)

..die mit der Aufforderung des Entfernens der Tafel an die "Nordhäuser Heimatfreunde" erging; insbesondere Selmar Müller, über Jahrzehnte hiesiges Ratsmitglied, sagte hierzu: "Meine Familie und ich haben unter den Nazis, unter diesem Heinz Sting in Nordhausen, gelitten! Wie kann es sein, daß einem solchen Nazi hier eine Gedenktafel zugestanden wird!

DAS ist ein STINK-STEIN!"

Die Tafel wurde eines Tages "entwendet" und galt lange als verschollen (sie fand sich später im kleinen Teich im Kurpark, dem Lieblingsplatz von Selmar Müller, dem jeden Montag, dem einzigen Tag ohne Kurkonzert, die Gäste und Einheimischen seiner Musik mit der Waldzither lauschten...).
Das Motto des Denksteins "DAS GANZE DEUTSCHLAND SOLL ES SEIN!" hat sich in 1989 erfüllt; der Denkstein steht heute in Nordhausen im Garten des Meyenburg-Museums (ohne Anmerkung bzw. Tafel zu Heinz Sting! Die wiederum ist heute im Wintersport-+Heimatmuseum Bad Sachsa).

04.09.1956, 7. Bundestreffen der "Nordhäuser Heimatfreunde" in Bad Sachsa

"Es wäre gut, wenn die Täter, die hier zu Werke gingen, ermittelt und einer gerechten Strafe zugeführt werden könnten."
(Harz Kurier 28.9.1977)

"TOTENBRÜCKE"

so die umgangssprachliche Bezeichnung für die Brücke
zwischen Schul- und Uffestraße
(ca. 1950; Foto Struttmann, Slg. R. Boehm)

Nach dem Gottesdienst für Verstorbene verlief der Trauerzug in Richtung damaligem Friedhof am Bornweg - im besten Sachsaer Platt - über die "Totenbrücke", die "Totengasse" (später "Schweinegasse", heute Sandgasse; vgl. BSN 05.10.1950) und die Pfaffenwiese (heute steht dort das Seniorenzentrum, das Harz Hotel u. Gästehaus sowie das Kriegerdenkmal). Dieser Friedhof wurde seit 1839 genutzt - Selmar Müller schreibt in seinen "Erinnerungen" (StABS ohne Nummer): "Soweit mir bekannt ist, wurde in zwei Erdbegräbnissen 1931 noch jemand beigesetzt". Der heutige Friedhof am "Wiedaer Weg" (heute Erbhaistraße) wurde im April 1897 eingeweiht.

Vor (links) und nach (rechts) der Aufwertung unserer Stadt mit den Mitteln der sogenannten "Stadtsanierung" musste auch diese gerade erst erneuerte hölzerne Brücke für Bauarbeiten an den Fundamenten angehoben werden, zusammen mit den drei anderen neuen Uffebrücken...

Schulstraße / Uffestraße, Juli 2001

(Foto: Bauamt Bad Sachsa)

Schulstraße / Uffestraße,

(26.03.2003, Harz Kurier )


Schulstraße / Uffestraße,(Juni 2006

(Foto: Bauamt Bad Sachsa)

SCHULSTRASSE


                           
               6                                                       7                                                   8
             Döbrich" (Döbrichs Weinstuben          "ST. NIKOLAI APOTHEKE"       Jürgen Hasselkuss, VGH

Winter 1985/1986, Foto aus Kalender der St. Nikolai-Apotheke: Margitta Wedler

Schulstraße 8
(1933-1935: Adolf Hitler-Straße 8)

Um 1926 bis Mitte der 1930er war Max Mende Inhaber eines Geschäftes für Obst, Gemüse mit Fisch-, Wild- u. Geflügelhandlung), heiratete Minna Bierwirth aus Neuhof (Schwester meiner Oma Anna, sagt Anne Hoyer-Sasse)
(ca. 1950; Foto Struttmann, Slg. R. Boehm)

(BSN, 05.10.1929)

(BSN, 29.11.1934)

IN ARBEIT

Um 1926 bis Mitte der 1930er war Max Mende Inhaber eines Geschäftes für Obst, Gemüse mit Fisch-, Wild- u. Geflügelhandlung)
, heiratete Minna Bierwirth aus Neuhof (Schwester meiner Oma Anna, sagt Anne Hoyer-Sasse)
(ca. 1950; Foto Struttmann, Slg. R. Boehm)

 

(Jubiläums-Schrift, 1964) 

SCHULSTRASSE


                 10                                   11                                      12                                        13
                                "KA-BE" (Kaufhaus Beatus)   "Früchtehaus Mende"          "Salon Schmidt"

(1970 ca., Foto: Slg. Horst Möller)

Im Hintergrund: Seniorenzentrum am Bornweg (hell) + das sogenannte "Orbit" (dunkel; Familie Beatus)
11                            12                             13
"SCHLECKER"   -   "Steakhouse Mende" -  Salon "Schmidt"

(1988, Foto: Slg. Horst Möller)

SCHULSTRASSE 15

(ca. 1930, Foto: Slg. R. Boehm)

Emmy und Karl Espe
(26.08.1919, BSN)

(24.10.1933, BSN)

(Päda-Nachrichten 1937/1938)

(ca. 1938, Slg. R. Boehm)
Wann die Häuser Nr. 14 und 15 wieder jeweils selbständige Einheiten mit unterschiedlicher Nutzung werden, ist (uns) bisher nicht bekannt. Wer kann weiterhelfen???

SCHULSTRASSE 15

"Uhrmacher Heinrich Esser Optiker"
(wohl bis 1952, Slg. Margitta Wedler)

Uhren - Optik - Schmuck "Edmund Kemmer"
(wohl ab 1952, Slg. Margitta Wedler)

Geschäftsübernahme
(23.08.1952, BSN)

(um1960, Foto: Slg. R. Boehm)

"Uhren-Kemmer"
Sohn Hubert Kemmer führt das elterliche Geschäft weiter bis ???
(11.12.1981, Bad Sachsaer Echo)

Der Leerstand wird unterbrochen von einer kurzen Nutzung als "Testcenter" zur Prüfung mit dem "Corona Schnelltest"
(20.12.2021, Foto: Ravensberg Basecamp)