"Die GRAFSCHAFT HOHNSTEIN. mit den HERRSCHAFTEN KLETTENBERG und LOHRA. Nro. 375" aus dem Jahre 1803. (Wintersport- + Heimatmuseum Bad Sachsa)

Unser nord-westlichster thüringischer Zipfel mit (von oben nach unten an der roten Grenze ) "Ravensberg", "Nesselkopf", "Buchenberg", "Sachsa", "Warteberg", "Weeg nach Göttingen", "Wittgeroder Wüstung" und dem "Vorwerk" (!) sowie "Nüxey" an der "Poststrase".

Die Stadtbefestigung

(Das Obertor. Zeichnung: Otto Löhnis, Wintersport-+Heimat-museum Bad Sachsa)


KNICK

(Landwehr; Foto: Wikipedia)

WARTETURM

(Alte Warte Barbis; Foto: Wikipedia)

UNTERTOR

OBERTOR


Die Stadtbefestigung     Teil 1:

Die Hohnsteiner Landwehr mit dem Knick

 

der nördliche Teil bei Bad Sachsa beginnend 



siehe insbesondere/vgl.:

Wolfgang Wegmann

Wehrhaftes in Wald und Flur - Betrachtungen zur Hohnsteiner Landwehr
in: "Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen", Geschichts- und Altertumsverein Museum Tabakspeicher, Stadtarchiv, 30. Band/2005 S. 182 bis 191. Hier S. 190 oben



hier die südliche Fortsetzung bis Schönberg
nebst Erläuterungen (S. 190 unten)

Längs der Steinaer Grenze befand sich der Knick oder die Landwehr (1557 das „Genicke“, 1593 das „Gnicke“ genannt). Dieser Knick bestand aus einem 20 bis 30 Fuß tiefen Graben. Längs an diesem zog sich ein dichter Wall von Bäumen, deren Spitzen in einer bestimmten Höhe „geknickt“ und mit den Stämmen verflochten waren. Diese lebende Mauer war so dicht, daß nicht einmal ein Hund hindurchschlüpfen konnte. Dieser Knick zog sich bis an den Thüringer Wald. Ab und zu befanden sich längs desselben Warten, so bei Sachsa die erste Warte, 1557 „Warthe der Sachsa“ genannt. Die nächste befand sich bei Limlingerode, eine dritte dann beim Dorfe Werningerode und so fort. Auch bei der Stadt Mühlhausen verzeichnet die Karte eine Anzahl von Warten. Da der Knick ungefähr die Volksgrenze zwischen Thüringen und Sachsen bildet, so kann man annehmen, daß er schon vor dem 6. Jahrhundert entstanden ist; denn von den thüringischen Königen heißt es, daß sie ihre Landesgrenzen durch Warten und Grenzschlösser befestigten. Im 30jährigen Kriege war der Knick noch im Gange und wurde bei Beginn desselben von Sachsaer Bürgern und Hohnsteinschem Landvolk ausgebessert und verwahrt. Außerdem setzten die Sachsaer auch einen Schlagbaum jenseits des Knicks am Graben und bauten daneben eine Schanze, in der sie Wache hielten. Hierbei wurde auch einmal ein hiesiger Bürger, Hans Zeitz [bei R.H.: „Zeitze“], versehentlich erschossen. Die Sachsaer Warte befand sich in der Nähe des Wäldchens auf dem Berge, der von ihr noch jetzt den Namen Warteberg trägt. Sie war sehr hoch, und man konnte sie drei Meilen weit in der ganzen Grafschaft sehen. Den Dienst darauf versah ein Wartemann. War Gefahr im Anzuge, so meldete er es am Tage durch eine rote Fahne, des Nachts durch ein Feuer oder durch Kanonenschüsse [zweifelhaft, ob der Wartemann eine Kanone abfeuerte; eher durch Schüsse aus Musketen u.ä.] den Bürgern. So war im Jahre 1597 ein gewisser Hans Holzapfel als Wartemann angestellt. Er bezog als solcher 10 Gulden Gehalt außer verschiedenen Nebeneinnahmen. Dieser Wartemann wurde später, wie üblich, als Förster mit 20 Gulden Gehalt gewählt.

Im 30jährigen Kriege ist die Sachsaer Warte jedenfalls stark beschädigt worden; denn seit dieser Zeit ließ man sie verfallen. Um 1800 waren von ihr immer noch zwei Stockwerke zu sehen. Mitte des vorigen [des 19.] Jahrhunderts wurden von den hiesigen Bürgern die letzten Steine davon weggeholt und verbaut. Jetzt erinnert nur noch der Name des Berges und des früheren Hotels „Haus Warteberg“ daran. Auch der Knick zerfiel. Spuren des Grabens findet man noch jetzt. Die Stelle, wo die Schanze stand, heißt heute noch „der Schanzgraben“. Im sogenannten Hendrichstal hat man aus dem alten Grenzgraben Forellenteiche geschaffen.

(Hallbauer, 1956, Manuskript im StABS, S. 91 bis 93)

In 2013 sichtbares Stück des Grabens, welcher zur Grenzbefestigung "Knick" zwischen Warteberg und der "Pfitzmühle angelegt worden war (Foto: Horst Danneberg, 10. November 2013)


Noch heute finden wir auch in verschiedenen Dörfern der ehemaliten Grafschaft Hohnstein - besonders im westlichen Teil - Ortsbezeichnungen, wie "Im Knicke" oder "Vor dem Schlage". Diese weisen auf Maßnahmen hin, die die Bewohner im Mittelalter und früher ergreifen mußten, um sich vor Plünderungen, Viehdiebstahl und Entführungen von Menschen zu schützen.
Unter Ausnutzung von natürlichen Gegebenheiten (Gräben, Bachläufen etc.) wurden Verwalungen, sogenannte "Knicke um die Ortschaften angelegt. Dazu wurden Spitzen von jungen Bäumen "geknickt", so daß der untere Teil derselben sich schneller verdichtete. Zusätzlich wurden Dornenbüsche geplanzt und Äste mit Dornen in das Buschwerk eingeflochten.
Etwa im 14. bzw. 15. Jh., als man entsprechde Werkzeuge hatte, wurden Gräben ausgehoben und der Aushub als Wall aufgeworfen. Es entstanden so die Landwehren als Schutz der Landbevölkerung, denn die Städte und Burgen waren von Mauern umgeben. So entstand auch ab dem 14. Jh. bis in die erste Hälfte des 15. Jh.s auf einer Länge von ca. 42 km an der Westgrenze der Grafschaft Hohnsteine eine Wehranlage zur Sicherung der Landesgrenzen. Sie verlief vom Ravensberg bei Sachsa im Norden bis zum Schönberg auf dem Dün im Süden und ging als wichtiges Befriedigungsbauwerk als HOHNSTEINER LANDWEHR in die Geschichte ein.
Es gibt auch Verwallungen/Knicke im Raum "Wehnder Hütte", den Gemeindeknick bei Osterhagen, am Ohmgebirge bei Holungen oder auch die Scharzfelder-Honsteiner-Landwehr. Keine ist in ihrer Bedeutung und Ausdehnung mit der Hohnsteiner Landwehr zu verlgeichen.
An den wenigen "Straßen" damaliger Zeit, die aus der Grafschaft herausführten, errichtet man Warten, die je nach Bedarf ständig besetzt oder sogar bewohnt waren. Diese Warten waren entweder gemauerte Wehrtürme oder als Holz errichtete Signalwarten, damit man sich bei drohender Gefahr durch Leuchtzeichen untereinander verständigen konnte. Die Warttürme standen immer an hervorragenden Standorten und waren von Ringgräben umgeben.
Um den "Verkehr" kontrollieren zu können, hatten alle wichtigen "Straßen" zur Grenze sogenannte "Schläge" (Schlagbäume), an denen Wegegeld gefordert wurde, wenn man die Reisenden und Händler durch das Land geleitete, indem man ihnen gegen den Kauf eines Geleitbriefes bewaffnete Landsknechte zum Schutz vor Überfällen auslieh. An wirtschaftlich und strategisch wichtigen Grenzübergängen standen an diesen Geleitstraßen sowohl sogar bewohnte Warten als auch ständig gesetzte "Schläge", denn nicht zuletzt waren sie einträgliche Einnahmequellen und deshalb begehrte Lehen.

Wolfgang Wegmann, Wehrhaftes in Wald und Flur - Betrachtungen zur Hohnsteiner Landwehr, in:

"Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen", Geschichts- und Altertumsverein Museum Tabakspeicher, Stadtarchiv, 30. Band/2005. Hier S. 182/183.

"Die Sachse" und "Die Sachser Warte"

(1672, Johannes Zacharias Ernst, Sachsa Wolfenbüttel K 2478)


Zum Vergleich: Die Alte Warte Barbis
(Foto: Wikipedia, 25.11.2021)

In 2013 sichtbares Stück des Grabens, welcher zur Grenzbefestigung "Knick" zwischen Warteberg und der "Pfitzmühle angelegt worden war (Foto: Horst Danneberg, 10. November 2013)


Noch heute finden wir auch in verschiedenen Dörfern der ehemaliten Graf

(1628, Kurze Gruendliche Information und bestendiger wahrer Bericht Was es umb die Graffschafften Hohn- und Reinstein und dar…, Wolffenbüttel 1628, S. 71)

(1705, Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses)

"Sachsaer Warte-Thurm" zwischen "Die Steina" und "Die Sachse"

Ausschnitt der rechts abgebildeten Karte.

Skizze der Grenze zwischen Steina und Bad Sachsa (Grenze nördlich Steina)
Mit Sachsaer Warthe-Turm

 Zeichner: Jobst Henning Tollen, 1703 

(NLA HA Kartensammlung Nr. 22 m Steina 1 pg)

 

Grund-Riss oder accurate Vorstellung derer streitigen Plätze bey der Steine, zwischen Lauterberger und Brandenburger oder Sachser Raths-Forst, am Büchenberg, Bruchthal und Knick genannt...
Zeichner: J.T. Sartorius, 1735 

(NLA HA Kartensammlung Nr. 22 m Steina 1 pg)

 

D. Nicolai Hieronnymi Gundlings:
Ausfuehrlicher
DISCOURS
Ueber
Den vormaligen und itzigen Zustand
Der Teutschen
Churfuersten=Staaten
Franckfurth und Leipzig
1750

"...Ferner sey das Land=Grafthum, Thüringen, dieser Orten, von Anbeginn der Zeiten, bis an die Sachsen=Warte, über Elrich und die hohe Strasse, gegangen, welches das Haus, Braunschweig, in dem Vergleiche de anno 1608-selbst nicht in Abrede seyn können, und aus diesem Fundamento dem Chru=Hause, Sachsen, das Leib=Geleite gelassen...".

(S. 185, vgl. den selben Inhalt bereits 1727 bei Schweder: Theatrum historicum praetensonum et controversiarum, S. 143; und ähnlich 1734 bei Fassmann, David und Johann Gottlob Horn: 

Des Glorwürdigsten Fürsten und Herrn Friedrich Augusti, des Großen, Königs in Pohlen und Churfürstens zu Sachsen etc...)

D. Adam Friedr. Classens: Anleitung zur weltueblichen Teutschen Schreib=Art,...
Leipzig
1736
S. 215, "Von guten Worten.".

"...Verwenden.
v.g. Er hat die erborgten Gelder in seinen Nutzen verwendet, i.e. in suos usus convertit.
it. Einen von dem Gehorsam gegen seine Obrigkeit abwendig machen, bey so bewandten Umstaenden, bei dieser der Sachen Bewandnueß, bewandten Dingen nach, wir lassen es bei deinem Verfahren bewenden, be der Sachsen Warte ueber Elrich hinaus wendet, Inhalts derer mit Braunschweig errichteten Pactorum, das Chur=Sächsische Geleite.
Werck...
".

Karl Meyer schreibt über

"Die große Landwehr an der Westgrenze der Graffschaft Honstein=Lohra=Clettenberg"

in der "Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde", Quedlinburg, 1877, S. 185-187)

In der Stadtflur finden sich nachwievor diverse Hinweise auf diesen Knick:
"Knick", "Am Knicke", "Grenzknick", "Knickgärten", "Knickweg"
"Warteberg", "Oberer Wartberg", "Unterer Wartberg"
(Geoportal Landkreis Göttingen)

Besonders spannend dürfte in diesem Zusammenhang auch die "Landstraße von Sangerhausen nach der Sachsenwarte [n. Harburg, sw. Elrich]" sein aus dem Jahre 1578 (Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 001, F 024, Nr 005; zu benutzen im Hauptstaatsarchiv Dresden).

Im Archiv der Stadt Bad Sachsa finden sich weitere diverse Hinweise, u.a.
N.9.f. Grenzen, Steina (s.a. IX.f.2. Knick)
N.9.g. Grenzen, Allgemeines
N.12.l. Gebäude, Warteturm, Warteberg . Erwähnung des Knick 1480 (!)-
leider fehlt die Akte im StABS (siehe Urkunden XVIII.a.27 und IX.f.6)
Erwähnung der Warte  am Knickberg bereits 1320, des Warteberges 1572
(Nach Hallbauer III, 1956, maschinegeschriebenes Skript im StABS.
Eine schöne Abhandlung ist auch zu finden in der
"Chronik des Dorfes Tettenborn"
(Hrsg. Heimat- und Geschichtsgruppe Tettenborn + Kirchengemeinde St. Andreas, 2009)

Die Stadtbefestigung  Teil 2: Die Stadttore



Das Obertor beherbergte die Gänsehirten und den Totengräber, erbaut um 1500 oder davor 

(Zeichnung: Otto Löhnis, Wintersport- + Heimatmuseum Bad Sachsa)

Einstmals gelegen in der Kirchstraße auf Höhe der heutigen Hausnummern 15 und 20.

Heute zeigt die graue Pflasterung oberhalb des Kirchhofs den ehemaligen Standort des Tores.

Das Untertor beherbergte die Gefangenen, erbaut um 1500 oder davor

 (Zeichnung: Otto Löhnis, Wintersport- + Heimatmuseum Bad Sachsa) 


Einstmals gelegen in der unteren Marktstraße auf Höhe der heutigen Hausnummern 28 und 41.

Im Tor befanden sich ein Wachstube, im massiven Turm die Gefängniszellen, unter dem Ziegeldach die Polizeidienerwohnung. Nach dem Abriss 1854 wurden die Gefangenen im damaligen Rathaus untergebracht. 


Nach mündlicher Überlieferung durch den ehemaligen Stadtarchivar Günter König ist das Haus mit der heutigen Adresse Marktstr. 32 (unten links - gegenüber der Gaststätte "Saxa") ehedem als Torwärterhäuschen wenige Meter entfernt des Stadttores gebaut worden - und somit eines der ältesten Häuser Sachsas.

Untertor, erbaut um 1500 oder davor

Einstmals gelegen in der unteren Marktstraße auf Höhe der heutigen Hausnummern 28 und 41.

Im massiven Turm befanden sich die Gefängniszellen.

Nach mündlicher Übelieferung durch den ehemaligen Stadtarchivar Günter König ist das Haus mit der heutigen Adresse Marktstr. 32 (unten links - gegenüber der Gaststätte "Saxa") ehedem als Torwärterhäuschen weniger Meter entfernt des Stadttores gebaut worden - und somit eines der ältesten Häuser Sachsas.

Obertor (auch Gänsetor), erbaut um 1500 oder davor

Einstmals gelegen in der Kirchstraße auf Höhe der heutigen Hausnummern 15 und 20.

Im Obertor war einstmals die Wohnung des Gänsehirten. Heute zeigt die graue Pflasterung oberhalb des Kirchhofs den ehemaligen Standort des Tores.

Bahnhofsgebäude Bad Sachsa, erbaut 1906

Bahnhofstraße


In den ersten Jahren wurden die Reisenden mit Pferdefuhrwerken vom Bahnhof abgeholt.

"Sachsa hatte noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts zwei alte Stadttore.

Das stärkere "Unter- oder Südtor", auch "Hausmannstor" genannt,

stand in der unteren Hälfte der jetzigen Marktstraße zwischen den Häusern Nr. 41 und 28. Es war sehr hoch und aus starkem Quadersteinen erbaut. Das Mauerwerk des Unterbaues war 2 m dick. Es bestand aus dem eigentlichen Tor, darüber befanden sich zwei massive Stockwerke, welche als Gefängnisse dienten, und darüber ein Holzstockwerk. Neben dem Tore befand sich eine zweistöckige Wohnung, welche der Stadtknecht und in letzter Zeit der Polizeidiener bewohnte, und daneben das Treppenhaus. Unter der Stadtknechtwohung waren noch alte unterirdische Gefängnisse, sogenannte Hundelöcher. Dieses Tor wurde in früherer Zeit abends geschlossen. Im Jahre 1616 war ein gewisser Paul als "Hausmann" oder Wächter mit 24 Gulden Bescholdung angestellt.

 

Das "Obertor", auch "Kirchentor" und zuletzt im Volksmund "Gänsetor" genannt,

befand sich in der Straßenenge in der Kirchstraße zwischen dem Spangenbergschen und dem Stall über dem Brodhuhnschen Hause (jetzt zwischen dem Laden des E-Werkes und dem Laden des Optikers Weiß) [Anm.: Die unterschiedliche Pflasterung der Straße an diesem heutigen Ort um 2021 deutet auf den damaligen Standort]. Über dem massiven Torbogen befand sich ein starkes Holzstockwerk, in welchem in früherer Zeit der Totengräber und zuletzt die Gänsehirten wohnte. In früheren Zeiten war das Tor bedeutend stärker. Vor dem 30jährigen Kriege waren zum Zeichen, daß die Stadt das obere oder peinliche Gericht besaß, und zum Zeichen der hohen Jagdgerechtikeit Wildschweinn- und Bärenköpfe nebst deren Klauen an diesem Obertore angebracht. Diese geht aus einem Zeugenverhör aus dem Jahre 1645 über die von der Stadt vor dem 30jährigen Kriege (in welchem sämtliche Urkunden abhanden gekommen waren) besessenen Rechte und Freiheiten hervor. Im Anfang dieses furchtbaren Krieges stürzte das Tor aus nicht mehr bekakannten Ursachen ein, wurde aber wieder, wenn auch kleiner, erbaut.


Das Untertor (Nachbau 1914 anläßlich der Feierlichkeiten 100 Jahre Schützenverein) 

(Foto: ?)


Stadttor in Neustadt am Fuß der Burg Hohnstein  in den 1950er Jahren; es steht auch heute noch.

(Foto: ?)

Beide Tore wurden ums Jahr 1717 wegen großer Baufälligkeit gründlich erneuert. Zum Abschluß dieser Reparatur setzte man im Frühjahr 1718 auf das Dach des Untertores eine Fahne mit der Jahreszahl 1718. Im April desselben Jahres brach ein furchtbarer Brand aus, wobei der dritte Teil des Ortes, und zwar die besten Häuser, ein Raub der Flammen wurde. An diese Ereignis erinnert (wenn auch ungewollte) diese Fahne, die noch jetzt vorhanden ist und seit dem Abbruch des Tores sich auf dem Dach des ehemaligen Rathauses, des jetzigen "Hotel Ratskeller" [Anm.: Markstraße 10] befand.
Der Wert des Untertores war verhältnismäßig hoch. 1733 war es mit 1.000 Talern versichert, dagegen das Rathaus nur mit 800 Talern und die Kirche mit 4.000 Talern.
Beide Tore wurden merkwürdigerweise auf Verlangen der Regierung abgebrochen, weil diese Tore den Abzug der Nebel gehindert und dadurch in der Nähe viele Erkrankungen hervorgerufen haben sollten. Auch sollten sie dem damals wohl nicht großen Strassenverkehr hinderlich sein. Auf mehrfaches Drängen der Regierung in Erfurt erkannte der Magistrat 1853 selbst an, daß der Turm des Untertores ein Hindernis für Fuhrwerke sei; auch die Wohunung und die Gefängniszellen seien für die Gesundheit schädlich, führten doch die Ltrinen z.B. mitten auf die Straße. 

Nachdem das Obertor bereits 7 Jahre früher niedergelegt worden war, klingelte am 13. April 1854 Polizeisergeant Hedecke in allen Straßen der Stadt aus:

"Der Abbruch des Gefangenenturms hierselbst soll heute abend 7 Uhr im Rathause mindestfordernd verdungen werden."

Mit 33 Talern Forderung erklärte sich Meister Riepel bereit, die Arbeit zu übernehmen und binnen 14 Tagen, vom 19. April ab, durchzuführen. Er erhielt den Zuschlag, führte aber die Arbeit erst auf Drängen des Magistrats in 7 Wochen durch. Beim Abbruch stürzte der Maurer C. Polle vom oberen Teil ab und wurd arg zugerichtet weggetragen, aber trotz der schweren Verletzung schnell wieder geheilt. Die Steine verwandte man zum Umbau des damaligen Rathauses.   (Richard Hallbauer, 1956, Manuskript im Stadtarchiv, Band 1, S. 93-95)

Bis 1847 stand das Obertor in der Kirchstraße auf Höhe der heutigen Hausnummern 15 + 20 (beim "h" von "Kirchstraße).

Die unterschiedliche Pflasterung im Straßenbelag deutet den ehemaligen Standort in der Kirchstraße.

Bis 1854 stand das Untertor in der Marktstraße auf Höhe der heutigen Hausnummern 28 + 41.